11.09.2025 04:52 PM
„Ist Cloud da? Ich muss mit ihm reden.“ Clovers scharfer Blick, mit dem sie den Jungen bedachte, der
ihrem Sohn vor etwas über einem Jahr das Herz gebrochen hatte, in dem er sang und klanglos vom
Erdboden verschwunden war, wurde weicher, als sie den Zustand Coopers realisierte. Versuche irgendwas
aus dem Jungen herauszubekommen schlugen fehl, denn alles, worum sich Coops Hirn gerade zu drehen
schien, war Cloud. Nachdem er also endlich die Adresse bekommen und in sein Handy eingegeben hatte,
eilte er regelrecht zur nächsten Bahnhaltestelle. Er wollte keine Minute länger warten als nötig, bis er den
jungen Tänzer wiedersah und ihm alles erklären konnte. Ihm erklären konnte, dass er ihn nicht freiwillig
verlassen hatte. Dass er sich hatte melden wollen.
Der Weg zu Clouds Wohnung war beschwerlich. Zweimal war er kurz davor gewesen vorzeitig
auszusteigen, weil er sich eingeengt gefühlt hatte. Weil da zu viele Menschen waren, die laut redeten. Um
ihn herum hatten in den letzten Monaten nicht viele Menschen geredet. Vor allem nicht frei. Gespräche
untereinander waren ohnehin nur unter Beaufsichtigung erlaubt gewesen und dann waren es keine
richtigen Gespräche gewesen, sondern zum Beispiel Therapiestunden, in denen sie sich ihre
vermeintlichen Verfehlungen entgegenbrüllen sollten. Zu schreien, wenn man sonst kaum noch redete,
war unglaublich schwierig und schmerzhaft gewesen. Beim ersten Mal hatte er sich noch geweigert, hatte
versucht den Rebellen in sich aufrechtzuerhalten. Er hatte aber schnell gelernt, dass das nur noch größere
Schmerzen mit sich zog und so hatte er sich so gut es ihm möglich war gebeugt. Um Kräfte zu sparen,
falls er irgendwann mal aus diesem Drecksloch abhauen könnte. Einmal hatte er es versucht. Bei dem
Gedanken daran musste er schlucken und hatte kurz wieder das Gefühl, als würde seine komplette Haut
brennen.
Nach 40 Minuten war er schließlich endlich bei der Adresse angekommen und drückte schließlich nervös
die Klingel. Es dauerte nicht lange, da konnte er in das so vertraute Gesicht blicken. Cloud sah gut aus.
Wie immer. Er selber... nicht so. Er hatte abgenommen in den letzten 15 Monaten und das, obwohl er
vorher schon recht hager gewesen war. Seine Augenringe hingen gefühlt an seinen Kniekehlen. Dass er
Haare im Gesicht hatte, die bei anderen Männern einen ordentlichen Bart gebildet hätten und bei ihm eher
wie unansehnliche Flecken einer Landschaft im Gesicht hafteten sprach Bände. Coops hatte nie Bart
getragen. „Hey... kann ich reinkommen..?“ Die Strapazen der letzten Monate, sie waren nicht zu
übersehen. Wahrscheinlich auch nicht die prall gefüllte Reisetasche neben ihm. Und trotzdem: Wenn man
ganz genau hinblickte, war da irgendwo noch Coops in den Augen zu finden.
ihrem Sohn vor etwas über einem Jahr das Herz gebrochen hatte, in dem er sang und klanglos vom
Erdboden verschwunden war, wurde weicher, als sie den Zustand Coopers realisierte. Versuche irgendwas
aus dem Jungen herauszubekommen schlugen fehl, denn alles, worum sich Coops Hirn gerade zu drehen
schien, war Cloud. Nachdem er also endlich die Adresse bekommen und in sein Handy eingegeben hatte,
eilte er regelrecht zur nächsten Bahnhaltestelle. Er wollte keine Minute länger warten als nötig, bis er den
jungen Tänzer wiedersah und ihm alles erklären konnte. Ihm erklären konnte, dass er ihn nicht freiwillig
verlassen hatte. Dass er sich hatte melden wollen.
Der Weg zu Clouds Wohnung war beschwerlich. Zweimal war er kurz davor gewesen vorzeitig
auszusteigen, weil er sich eingeengt gefühlt hatte. Weil da zu viele Menschen waren, die laut redeten. Um
ihn herum hatten in den letzten Monaten nicht viele Menschen geredet. Vor allem nicht frei. Gespräche
untereinander waren ohnehin nur unter Beaufsichtigung erlaubt gewesen und dann waren es keine
richtigen Gespräche gewesen, sondern zum Beispiel Therapiestunden, in denen sie sich ihre
vermeintlichen Verfehlungen entgegenbrüllen sollten. Zu schreien, wenn man sonst kaum noch redete,
war unglaublich schwierig und schmerzhaft gewesen. Beim ersten Mal hatte er sich noch geweigert, hatte
versucht den Rebellen in sich aufrechtzuerhalten. Er hatte aber schnell gelernt, dass das nur noch größere
Schmerzen mit sich zog und so hatte er sich so gut es ihm möglich war gebeugt. Um Kräfte zu sparen,
falls er irgendwann mal aus diesem Drecksloch abhauen könnte. Einmal hatte er es versucht. Bei dem
Gedanken daran musste er schlucken und hatte kurz wieder das Gefühl, als würde seine komplette Haut
brennen.
Nach 40 Minuten war er schließlich endlich bei der Adresse angekommen und drückte schließlich nervös
die Klingel. Es dauerte nicht lange, da konnte er in das so vertraute Gesicht blicken. Cloud sah gut aus.
Wie immer. Er selber... nicht so. Er hatte abgenommen in den letzten 15 Monaten und das, obwohl er
vorher schon recht hager gewesen war. Seine Augenringe hingen gefühlt an seinen Kniekehlen. Dass er
Haare im Gesicht hatte, die bei anderen Männern einen ordentlichen Bart gebildet hätten und bei ihm eher
wie unansehnliche Flecken einer Landschaft im Gesicht hafteten sprach Bände. Coops hatte nie Bart
getragen. „Hey... kann ich reinkommen..?“ Die Strapazen der letzten Monate, sie waren nicht zu
übersehen. Wahrscheinlich auch nicht die prall gefüllte Reisetasche neben ihm. Und trotzdem: Wenn man
ganz genau hinblickte, war da irgendwo noch Coops in den Augen zu finden.
