Crossing Currents
Let's build a time machine - Druckversion

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Let's build a time machine - Adrian Taylor - 11.09.2025

Er wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte, dass er das Schulprojekt nun mit River machen
sollte. In seinem Kopf hatte sich eine Pro/Contra-Liste gebildet, die Punkte die ganze Zeit von der einen
Seite auf die Andere schob. Wieso passten so viele Argumente denn auch auf beide Seiten? Gut war, dass
River dann gezwungen war Zeit mit ihm zu verbringen und er ihn währenddessen deutlich häufiger
ansehen konnte. Schlecht war, dass River dann gezwungen war Zeit mit ihm zu verbringen, weil er dann
vielleicht ganz viele Seiten an ihm entdecken würde, die er nicht mochte. So ging es ihm mit nahezu
jedem Argument, das sich in seinem Kopf bildete. Das Ganze hatte ihn so konfus gemacht, dass er River
gefragt hatte, ob er am nächsten Tag nach der Schule zu ihm kommen wollte, damit sie sich dort an die
Arbeit machen konnten. Immerhin mussten sie ein Produkt entwerfen, sich ein dazu auf die Zielgruppe
angelegtes Marketing überlegen und all solche Dinge. Dass River dafür zu ihm kam war also sinnvoll,
nur... man lud den Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht einfach so ins eigene Haus ein. Und der kam
in seiner Wichtigkeit ganz, ganz knapp hinter River. Trotzdem hatte er zugesagt. River, nicht der
Präsident.

Kurzerhand hatte Adrian also organisiert, dass seine Großmutter heute bei der Familie einer Freundin vom
Seniorencafé bleiben würde, weil er seinem Mitschüler das Dilemma auf zwei Beinen heute nicht
präsentieren wollte. Es war nicht so, als würde er sich für seine Oma schämen, aber er wusste nun mal
ganz genau, dass seine Lebensbedingungen hier objektiv betrachtet sämtliche Alarmglocken normal
denkender Menschen losgehen lassen würden. Die letzten Tage war er mit einem Veilchen rumgelaufen,
weil die Frau ausgerastet war und er einfach nicht wusste, was er dann machen sollte. Er konnte immerhin
schlecht seine eigene Großmutter schlagen, nur weil die gerade versuchte sich mit allem, was sie zu
greifen bekam, gegen den Eindringling zur Wehr zu setzen. Um solche Szenen zu vermeiden, wenn River
da war, war es also zwingend notwendig die Frau heute auszuquartieren. Sein Großvater würde da sein,
aber so wie Adrian ihn kannte, würde er die meiste Zeit im Garten sein und sich um seine Pflanzen
kümmern.
Der Weg von der Schule bis zu seinem Wohnhaus war recht schweigsam verlaufen und während sie nun
den Weg vom Bürgersteig bis zur Haustür entlang gingen, schlug sein Herz mit jedem Schritt stärker
gegen seine Brust. So stark, dass er fast schon erleichtert war, dass seine Hände nicht zitterten, als er die
Haustür aufschloss und dann in den Flur vorging, wo direkt der Hund zu ihm geeilt kam und ihn
schwanzwedelnd begrüßte. „Hallo Bruno“, strahlte er das regelrecht an, „Hast du gut aufs Haus
aufgepasst?“ Flink schlüpfte er aus einen Schuhen, ließ den Rucksack in einer Ecke fallen und hing dann
seine Jacke an einen Kleiderhaken. „Geh schon mal vor in die Küche“, meinte er dann, „da gehts lang. Es
sei denn, du musst auf Klo, dann ist das direkt die Tür da...“ Kurz zeigte er zur Badezimmertüre. „Ich
guck kurz, wo mein Opa ist.“

Der Mann war schnell gefunden: Schlafend auf dem Sofa. Das sorgte immerhin dafür, dass Adrian schnell
wieder bei River in der Küche war, dort zwei Gläser aus dem Schrank holte und auf den Tisch stellte.
„Bist du mehr der Wassermensch oder magst du lieber Eistee oder Cola oder so?“ Während er auf eine
Antwort wartete, holte er eine angebrochene Dose Hundefutter aus dem Kühlschrank, entfernte den
Plastikdeckel, der kurzerhand in der Spüle landete und versorgte erst mal Bruno mit Essen, der sich
darüber auch sofort hermachte. Hunde, da waren sie doch alle gleich. Dann folgte ein Getränk nach Wahl
für River, er selber nahm Pfirisicheistee und letztlich sah er den Blondschopf an. „Hast du schon ne Idee,
was wir machen? Ich mein.. willst du eher was Praktisches, was Cooles oder was, womit keiner rechnet?

Ne Zeitmaschine zum Beispiel.“ Das war tatsächlich seine erste Idee gewesen, er hatte auch schon Ideen
für die Umsetzung, aber er fürchtete, dass River die Idee doof fand, also ließ er jetzt lieber erst mal ihn
reden. „Und hast du Hunger? Ich muss später noch kochen. Hab aber im Grunde schon alles fertig, muss
nur wissen, wie viel Pasta es dazu geben muss.“ Er redete immer so viel, wenn er nervös war. Gosh. Der
Andere hielt ihn doch bestimmt für einen Trottel. Etwas verlegen strich er sich über den Nacken.


RE: Let's build a time machine - River Ingram - 11.09.2025

Partnerarbeiten waren scheiße, vor allem wenn man keinen Freund hatte, mit dem man diese Arbeiten erledigen konnte. Immerhin war es besser als eine Gruppenarbeit, da hätte River sich die Kugel gegeben. Er war sich noch nicht sicher, ob es Glück oder Pech für ihn war, mit Adrian zusammengesteckt zu werden. Einerseits war der Jüngere echt anhänglich und gab viel zu viele Widerworte, auf der anderen Seite hatte er immerhin ein bisschen was im Kopf und hatte es irgendwie fertiggebracht, dass River ihn nicht völlig zum Kotzen fand. Trotzdem hatte er in der letzten Zeit versucht ihm möglichst aus dem Weg zu gehen, was sich als dezent schwierig gestaltete, wenn man jeden Tag für eine Unterrichtsstunde direkt nebeneinandersaß. Das Leben war echt hart. Hart war auch, dass River nicht gleich nach der Schule nach Hause gehen konnte, um sich in Einsamkeit zu hüllen. Immerhin hatte er es nicht ganz so weit zu laufen als bis zu seinen Verwandten. Und die waren sogar so nett ihn später mit dem Auto abzuholen, da musste River immerhin nicht alleine durch die Dunkelheit latschen. Selber fahren durfte er ja nicht mehr, und er wollte nicht einsehen, dass er sich das selbst zuzuschreiben hatte.

Unterwegs wurde viel geschwiegen, weil River von sich aus kein Gespräch beginnen wollte, und Adrian anscheinend auch nicht. Wo war sein loses Mundwerk geblieben? River war tatsächlich ein bisschen neugierig, wie der andere so lebte. Er hatte nicht viel Ahnung davon, wie es bei 'normalen' Leuten Zuhause aussah, aber eine Designerbude durfte er sicherlich nicht erwarten. Eigentlich hatte er nicht mal wirklich Lust dem anderen Heim zu folgen und dort für wer weiß wie viele Stunden festzusitzen, bis sie zu einem halbwegs befriedigenden Ergebnis gekommen waren. River war auch kurz davor gewesen zu erklären, dass er die Arbeit alleine machen würde, nur damit er seine Ruhe hatte, aber andererseits sah er das ja auch mal so gar nicht ein, Adrian einen Ruhigen schieben zu lassen, während er sich selber den Kopf zerbrechen musste. Seine Note sollte sich der andere schön selber verdienen. Dass bei River nur Bestnoten bei herumkamen, war eigentlich klar, auch wenn er nicht danach aussah, dass er im Unterricht überragend gut mitkam. Sollten die anderen ihn doch unterschätzen, war ihm egal.

Die erste positive Überraschung in Adrians Haus war der Hund, der sie gleich an der Tür begrüßte. Okay, vielleicht würde der Tag nicht allzu scheiße werden. River mochte Tiere unheimlich gerne, vor allem Hunde, aber er hatte selber ja nie einen haben dürfen, weil sein Vater nichts von Haustieren hielt. Adrian wurde nur ein kurzes Nicken zuteil, dann war Rivers ganze Aufmerksamkeit auf dem Hund, dem er zum Kennenlernen die Hand hinhielt. Die Nase hinterließ eine feuchte Spur auf seiner Haut, die River irgendwie sehr glücklich machte. „Du kannst ja gar nichts sehen“, redete er leise mit dem Hund und strich ihm zunächst vorsichtig über den Kopf und dann, als der Hund es mit sich machen ließ, kraulte er ihn hinter den Ohren, solange, bis er anscheinend genug hatte und lieber nachsehen ging, wo Adrian abgeblieben war. Zurück blieb ein kleines zufriedenes Lächeln auf Rivers Lippen, zumindest so lange, bis er seine Schuhe ausgezogen und die Jacke aufgehängt hatte.

Dann machte er sich auf den Weg in die Küche und nahm ganz dreist einfach am Tisch Platz. Adrian war auch schnell wieder zurück und fragte ihn nach seinem präferierten Getränk. „Eistee“, antwortete er und fragte sich, ob es hier gekauften oder selbstgemachten Eistee gab. Seine Tante machte ihn immer selber. Er musste warten, bis der Hund etwas zu fressen bekommen hatte, dann wurde der Gast versorgt. Er murmelte ein kaum verständliches „Danke“ und nahm einen prüfenden Schluck.

„Hab noch keine Idee.“ Aber die Zeitmaschine musste es auch nicht unbedingt sein. „Findest du das nicht ein bisschen unoriginell?“ Ihnen standen alle Möglichkeiten offen, sie konnten sich wirklich alles ausdenken, und Adrian kam mit einer Zeitmaschine daher. Also echt. „Weiß nicht, ob ich Hunger hab.“ Er wusste nicht, ob er hier essen wollte, denn leider Gottes war River ziemlich pingelig, was Essen anging. Sein Vater hatte sich nicht die Mühe gemacht darauf zu achten, dass ein kleiner River nicht nur das aß, was er wollte, sondern auch sein Gemüse und alles andere, was Kinder nicht so toll fanden. Das Kindermädchen hatte es versucht, aber nur teilweise Erfolg gehabt. Scheiße, River vermisste sie echt, immer noch. Luana war ihm ein besserer Elternteil gewesen als sein chronisch abwesender Vater. Immerhin etwas, das Adrian und er gemeinsam hatten.


RE: Let's build a time machine - Adrian Taylor - 12.09.2025

Der Eistee kam aus einer gekauften Plastikflasche. Früher hatte seine Großmutter häufig selber Eistees
oder Limonaden gemacht, aber die Zeiten waren vorbei. Natürlich könnte Adrian theoretisch auch selber
Eistee herstellen, aber er hatte auch so schon genug zu tun, da reichte ihm gerade der aus der Flasche.
Eigentlich mochte er den aus der Glasflasche lieber, der schmeckte weniger süß. Glasflaschen traute er in
Verbindung mit seiner Großmutter aber nicht mehr wirklich über den Weg. Es hatte einige Veränderungen
gegeben, seit die alte Dame so abbaute. Zum Beispiel hatte Adrian zur Sicherheit aller die scharfen
Küchenmesser weit oben in den Schrank gelegt, so dass Maxine nicht dran kam. Sein Opa war größer, der
kam noch dran und es graute dem jungen Taylor bereits davor das Haus irgendwann opa-sicher gestalten
zu müssen. Wahrscheinlich würde er dann dazu übergehen Schlösser an diversen Schränken anzubringen,
aber er hoffte, dass es bis dahin noch eine Weile dauern würde. Nicht nur, weil das wirklich stressig wäre,
sondern auch weil er dann mit Sicherheit einsam war. Noch hatte er seinen Großvater als Stütze im Alltag,
aber wenn seine Persönlichkeit schwinden würde und er immer mehr zu einem fremden Menschen
werden würde, wer blieb ihm dann noch?

Jetzt ging es aber erst mal um ihr Schulprojekt und der Andere schien keine Lust auf eine Zeitmaschine zu
haben. Kurz zuckte Adrian mit den Schultern. „Dann nicht. Ich dacht einfach.. keine Ahnung... bestimmt
hab ich doof gedacht.“ Man konnte ihm mit Sicherheit ansehen, dass er sich gedanklich noch nicht ganz
von der Idee verabschiedet hatte. Er hatte einfach schon im Kopf, wie sie eine Zeitmaschine umsetzen
konnten. Zumindest in der Theorie, weil ihm für manche Teile seiner Skizze im Kopf noch das technische
Knowhow fehlte, aber... immerhin hatte er eine Idee. Und so blickte er fragend zu River. „Hast du eine
andere Idee?“ Klar, sie konnten auch an einem solarbetriebenen Rasenmäher tüfteln (aber das klang echt
teuer!), an einem modernen Hundehaus oder irgendeiner Waffe um sich gegen idiotische Mitschüler
verteidigen zu können. Es gab viele Möglichkeiten, aber... Zeitmaschine! Wie selbstverständlich kraulte
er Brunos Kopf, während er auf eine Antwort Rivers wartete.

Dann hob Adrian skeptisch eine Augenbraue. „Du weißt nicht, ob du Hunger hast?“ Ein kleines
Schmunzeln erschien in seinem Gesicht. „Das heißt übersetzt, es kommt drauf an, was es gibt.“ Jeder
Mensch wusste doch, ob er hungrig war oder nicht. „Nudeln. Mit Bolognese. Darfst dir sogar die
Nudelform aussuchen.“ War er nicht gnädig. „Ich kann gut kochen“, schob er dann noch dazu und
erlangte etwas von seinem Selbstbewusstsein wieder. Er wusste nämlich, dass es der Wahrheit entsprach.
Er war ein guter Koch, immerhin hatte er von den besten gelernt. „Ist auch ohne Nüsse. Auch der
Nachtisch.“ Eigentlich hatte er Brownies machen wollen, aber Brownies hatten nun mal Nüsse drin.
„Magst du Käsekuchen? Mit Karamell.“ Eigentlich sollte er lieber für die Schule lernen und
Hausaufgaben machen, aber er hatte gewusst, dass River zu Besuch kommen würde und weil er nicht viel
hatte, womit er seinen Mitschüler hätte beeindrucken können, hatte er sich am gestrigen Abend tatsächlich
noch in die Küche gestellt um irgendwas zu zaubern, was nahezu jeder mochte.
Bruno unterdessen hatte seinen geliebten Gummi-Wurfring geholt und stieß damit nun gegen Rivers
Hüfte.


RE: Let's build a time machine - River Ingram - 13.09.2025

River hatte angenommen, dass auf dem Land alle ihren Eistee selber machten, aber da hatte er sich wohl geirrt. Auch gut, den aus dem Supermarkt konnte man auch trinken. River hatte sich eh gewaltig umstellen müssen. Hier gab es keine teuren Restaurants, keine hunderttausend Lieferdienste und erst recht keinen Privatkoch, der einem das Abendessen auf den Tisch zauberte. Seine Tante zählte da nicht, die machte das schließlich nicht beruflich. River war gerade noch höflich genug ein Wort des Dankes von sich zu geben, als Adrian ein volles Glas vor ihm abstellte, aber nicht höflich genug dabei zu lächeln und das eine Wort besonders nett klingen zu lassen. River versuchte nämlich immer noch so ziemlich alles in seinem aktuellen Lebensabschnitt scheiße zu finden.

Ja, Adrian hatte doof gedacht. „Gibt schon zig Filme über sowas“, beschwerte sich River. Er wollte verdammt sein, wenn er so etwas Unoriginelles wie eine Zeitmaschine als sein Schulprojekt nahm. Aber er sah, dass es in Adrians Kopf ratterte. Er machte das Gesicht, das man eben machte, wenn einen die Muse geküsst hatte, und wenn die Muse einen rief, dann musste man ihr folgen. River kannte das nur zu gut. Aber er selber hatte auch eine Idee. „Ein Gerät um Träume aufzuzeichnen“, erklärte er Adrian dann entschlossen. „Man kann sie nicht nur aufzeichnen, sondern auch speichern und an andere weitergeben. Man kann das dann wie Pay-TV nutzen, indem man sich aus den Träumen, die gerade vorrätig sind, einen aussuchen kann.“ Er fand, dass das eine verdammt gute Idee war. „Und die eigenen Träume kann man dann halt verkaufen.“ In einer fiktiven Geschichte wäre es so einfach, seine Idee umzusetzen. Und River wüsste nicht, dass er so etwas schon mal irgendwo gesehen oder gelesen hätte. Der kreative Verstand in ihm hatte erstaunlich viel Herz und ließ ihn Adrian dann fragen: „Wie hattest du dir die Zeitmaschine denn vorgestellt? Und gibt es Einschränkungen?“ Gute Erfindungen brauchten auch immer Einschränkungen, fand er, weil etwas, das nur toll war gab es einfach nicht.

Adrians Schmunzeln ging ihm ein bisschen auf den Keks, erst recht, dass er River durchschaut hatte. „Kann ja auch sein, dass ich keinen Hunger habe, und trotzdem was essen will, wenn ich Lust drauf habe“, war seine Erwiderung. „Bolognese würde ich mitessen.“ Hatte er schon ewig nicht mehr gehabt. Wenigstens gab es jetzt wieder mehr Fleisch in seinem Leben, seit er umgesiedelt worden war. Seine Stiefmutter war nämlich Veganerin, und weil Rivers Dad bis zu den Schultern in ihrem Arsch steckte, war Fleisch irgendwann aus ihrem Haus verbannt worden. Dabei hatte seine Stiefmutter nicht einmal darauf bestanden. Aber sein Dad wollte es ihr halt recht machen. Was River wollte, das war immer egal gewesen.

Ob Adrian wirklich ein guter Koch war, würde River testen müssen. Normalerweise würde er eh herummäkeln, ob es nun wirklich etwas auszusetzen gab oder nicht. Er war aber auch ein bisschen fasziniert davon, dass Adrian kochen konnte. Ihm hatte es niemand beigebracht, und normalerweise hätte er es auch nicht unbedingt lernen müssen. Wieso auch, wenn es Lieferdienste gab, wenn man in Restaurants gehen konnte, oder wenn man seine eigene Haushälterin hatte? Letzteres wäre nämlich das allererste, was River sich anschaffen würde, wenn er seine erste eigene Wohnung hätte. Sonst wäre er bestimmt kaum überlebensfähig. „Ich mag Käsekuchen“, sagte er. „Und Karamell.“ Karamell musste man doch einfach mögen!

Aber erst einmal musste das Schulprojekt gemacht werden. Bock hatte er keinen drauf, aber noch weniger auf schlechte Noten. Die Militärschule hing wie ein Damoklesschwert über River. Hätte man ihm nicht damit gedroht, dann würde er sich ganz anders benehmen. Nein, dann wäre er gar nicht mehr hier! Abgeseilt, schon längst wieder auf dem Weg nach Hause oder sonst wo hin, nur weg von hier. Leider hatte er diese Freiheit nicht und musste nun mit der Klette am Küchentisch sitzen.

Gerade, als River sich fragen wollte, wo der Hund denn abgeblieben war, tauchte dieser mit einem Spielzeug auf und wollte anscheinend bespaßt werden. River, der ja nie Haustiere gehabt hatte, war es immer noch ein Rätsel, wieso Hunde einem ihr Spielzeug brachten, damit spielen wollten, es dann aber nicht hergaben. Aber mit genug Hartnäckigkeit schaffte River es den Wurfring an sich zu nehmen und warf ihn vorsichtig, man wollte im Haus ja nicht versehentlich etwas kaputt machen, durch den Raum.


RE: Let's build a time machine - Adrian Taylor - 13.09.2025

Adrian brauchte kein Lächeln um sich über den Dank zu freuen. River war gerade kein komplettes
Arschloch, für den Anfang war das fast schon mehr, als er erwartet hatte. Da schluckte er fürs Erste auch,
dass der Andere nicht viel von seiner Idee einer Zeitmaschine hielt. Es war einfach zu früh um sich
deshalb in die Haare zu bekommen, Adrian war sich nämlich ziemlich sicher, dass sie im Laufe des
Projekts noch die ein oder andere kreative Differenz bekommen würden, ganz gleich ob sie nun eine
Zeitmaschine bauten oder nicht. Und so hörte er sich erst mal die Ausführungen zum Traumspeicher an
und man konnte sehen, dass er wirklich ernsthaft darüber nachdachte. „Hm“, sagte er dann, „du meinst so
richtige Träume, die man hat, wenn man schläft oder? Also nicht Traum als Synonym für irgendein Ziel,
das man im Leben erreichen will? Weil... also versteh mich nicht falsch, das Teil klingt schon ziemlich
cool und ich kann mir das gut in nem Roman vorstellen, aber wie sollen wir tatsächlich ein Gerät bauen,
in dem Träume gespeichert werden..? Ich meine... das ist doch noch gar nicht möglich oder nicht? Und
wenn, dann nur in irgendwelchen High Tech-Laboren oder so.“

Er stand auf, ging zum Kühlschrank und holte eine Tupperdose hervor, in der die Gemüsereste waren, die
er nicht in die Bolognese geschnitten hatte oder die vom Frühstück übrig geblieben war. Der Deckel
wurde mit vier leisen Klick-Geräuschen geöffnet und landete dann im Spülbecken, ehe er die Dose auf
den Tisch stellte und sich ein Stück Karotte heraus nahm und etwas davon abbiss. Sein Blick zu River
sagte ganz klar, dass er sich bedienen konnte, wenn er wollte. Nachdenklich kaute er und schluckte dann
runter, ehe er auf die Frage einging. „Die Zeitmaschine hab ich mir optisch vorgestellt wie so eine Art
Umkleidekabine. Können wir leicht basteln, wir haben immer Holz im Schuppen. Und so ein bisschen
obskure Deko sollte mit Tüchern und n bisschen Silberpapier oder Alufolie oder so auch leicht machbar
sein. Man muss sich vorher entscheiden, ob man in die Vergangenheit möchte oder in die Zukunft, aber
egal in welche Richtung: Man kann nur in seinem eigenen Leben bleiben. Also du kannst nicht in die
Vergangenheit reisen und Hitler töten oder den Leuten am World Trade Center sagen, dass sie heute lieber
nen Tag frei nehmen sollten. Und du kannst auch nicht in die Zukunft um den Verlauf deiner Geschichte
zu ändern. Du wirst nicht erfahren, ob es sinnvoll ist in die Aktion von Firma XY zu investieren oder so.
Warte kurz.“ Und mit den Worten stand er auf und ging kurz hoch um aus seinem Zimmer einen Block
und paar Stifte zu holen, mit denen er sich dann wieder zu River setzte. „Das hier ist unsere Reisekabine.“

Im Handumdrehen erschien das Innere einer kleinen Holzkabine als Skizze auf dem Papier. „Wir haben
zwei Designs. Zukunft und Vergangenheit. Beides müssen wir so designen, dass es leicht
individualisierbar und abbaubar ist. Die Vergangenheit stell ich mir sehr cozy und gemütlich vor. Fotos,
die die Anderen jeweils mit ihrer Kindheit verbinden und so. Die finden wir einfach, die meisten sind hier
aufgewachsen.“ Er zeichnete eine Art Wäscheleine in die Kabine und ein paar Fotos an selbige. „Hier in
diese Ecke...“ Es wurde ein kleines Regal in eine Ecke gezeichnet. „...da können wir irgendwas
hinstellen, was zu der jeweiligen Person passt. Bei Liz ein Pokal, ihr ganzes Zimmer steht voll davon.
Trevor war früher dauernd am Strand, da könnte eine Schale mit Sand und Muscheln stehen. So was halt.
Und bevor du jetzt sagst, das ist zu kitschig, warte auf die Zukunft...“

Eine zweite Kabine wurde auf die untere Hälfte des Blattes gemalt, in der Mitte der Kabine ein Spiegel.
„Das hier ist quasi ein Spiegel in die Zukunft. Am liebsten hätte ich da so ein Programm, das auch die
Polizei benutzt um ein gealtertes Bild von Vermissten zu erstellen, aber das kann ich im Zweifel auch
einfach zeichnen.“ Ein bisschen Gurke wurde gesnackt. „Auf jeden Fall haben wir hier die Möglichkeit
richtig zu bitchen, weil wir uns letztlich die Zukunft der Personen ausmalen. Laura? Ist nett, bekommt
was Schönes. Vielleicht n hübscher Kerl an ihrer Seite, ein Kind aufm Arm. Ich glaub, die steht auf so
was? Matt? Ist ein Wichser, warum also nicht einfach nen Grabstein in seinen Spiegel malen. Jérôme?
Hinter schwedischen Gardinen... ich geb zu: Es wäre echt ne Menge Arbeit das für jeden zu
individualisieren, aber... wir können damit so viele Arschtritte verteilen. Wenn wir das wirklich so
durchziehen müssen wir zwar mit Sicherheit zum Direx, aber... wir können uns immer auf die
Kunstfreiheit berufen?“ Er riss das Blatt raus und schob es zu River, ehe er den Stift erneut ansetzte. „Jetzt
du. Sag mir, wie du dir den Traumtauscher vorstellst. Ich guck, ob ich iuhn gezeichnet kriege und dann
schauen wir, was sich besser umsetzen lässt und cooler ist oder ob wir noch mal neu überlegen.“
Bezüglich des Essens hatten sie sich dann auch recht schnell abgesprochen. „Okay. Dann gibt es

Bolognese. Perfekt.“ Gut, dass River nicht wusste, wie viele Takte schneller sein Herz jetzt schlug. Würde
er seine Pasta verschmähen, er würde damit wohl einen Dolch direkt in sein Herz stoßen. Bruno würde
das wohl nichts ausmachen, denn der fand gerade immer mehr Gefallen an River, auch wenn der Ring
mittlerweile uninteressant geworden war und er stattdessen lieber das Gemüse anstarrte.


RE: Let's build a time machine - River Ingram - 13.09.2025

Adrians Sorge darüber, dass sie sich in die Haare bekommen könnten, war im Grunde ziemlich unbegründet, denn um sich zu streiten musste man ein gewisses Maß an Energie aufbringen, das River meistens nicht bereit war in irgendetwas zu investieren, wenn er sich nicht daran festgebissen hatte. Als sie sich auf dem Schulhof angezickt hatten, da war River kurz davor gewesen Stress zu wollen. Jetzt wollte er eigentlich nur diese scheiß Partnerarbeit hinter sich bringen, und zwar mit einem Projekt, das er seines Intellekts auch für würdig erachtete. Vermutlich hätte er ziemlich wenig auf seinen Notendurchschnitt gegeben, wenn er nicht diverse Drohungen seines Vaters im Ohr gehabt hätte und nicht so überraschend ehrgeizig war. Es würde ihm nämlich gewaltig gegen den Strich gehen, wenn man ihn dumm nennen würde, das war er nämlich nicht.

„Natürlich meine ich die Träume, die man im Schlaf hat.“ Duh. „Was soll ich mit den Träumen von, keine Ahnung, der Oma die Straße runter, deren großer Traum es ist beim nächsten Straßenfest den Preis für den besten Apfelkuchen zu gewinnen? Ich rede von den anderen Träumen.“ River dachte an So etwas wie Kinoaufführungen von thematisch sortierten Träumen. Oder eben einen Traumhandel, wenn jemand dauernd schlecht träumte, und sich mal nach etwas Schönerem sehnte. Oder Sexträume natürlich. Mit Sex ließ sich immer Geld machen.

Halb angewidert beobachtete River seinen Gastgeber dabei, wie der sich über eine Möhre hermachte. Immerhin keine ganze, denn River war immer noch in dem Alter, in dem sein Kopf das Essen einer Möhre gleich sexualisiert hätte, und sich einen Jungen vorzustellen, der nicht eine Möhre im Mund hatte, sondern etwas anderes, war ziemlich schwul. Dann schaute er in die Dose, die ihm zugeschoben wurde, und River fragte sich, wieso er ausgerechnet Gemüse snacken sollte. Aber hey, besser als nichts. Er nahm sich ein Stück Sellerie, der knackte so schön beim Kauen.

Er hörte sich die Erklärung über die Zeitmaschine an, die er nicht als Projekt machen wollte, aber immerhin erklärte Adrian es ganz gescheit und hatte auch an die ganzen Einschränkungen gedacht, die so ein Gerät der Logik halber haben sollte. Und dann verschwand Adrian, um etwas zu holen, und ließ River mit der Tupperdose und dem Hund alleine. Der hatte das Spielzeug schon wieder angeschleppt, und River warf es wieder für ihn, nachdem er ihm über den Kopf gekrault hatte. Er mochte Hunde echt gern.

Und dann war Adrian auch schon wieder zurück und fing an zu zeichnen. Eigentlich hätte River erwartet, dass es eine der üblichen Kritzelzeichnungen werden würde, aber das, was Adrian da zu Papier brachte, sah überraschend gut aus für eine Skizze. „Du willst das wie eine Art Fernseher haben? Dass man nur zugucken kann? Und für wie viele willst du das eigentlich machen? Ist doch voll viel Arbeit.“ Außerdem müsste River sich dafür mit seinen Mitmenschen auseinandersetzen und sie kennenlernen, was er ja mal für völlig unnötig hielt. Ganz ehrlich, da hatte er keinen Bock drauf, und sein verkniffener Gesichtsausdruck verriet das vermutlich auch. Immerhin wurde er aufgefordert von seiner, viel besseren Idee zu erzählen. „Ist doch ganz einfach, wie man so ein Ding baut“, erklärte er, als läge es doch auf der Hand. „Man hat etwas, um die entsprechenden Hirnströme zu messen und hat dann etwas, das diese Informationen in Bilder und Töne umwandelt. Oder aber, und das ist vielleicht einfacher, überträgt man genau diese Ströme durch Sonden direkt in ein anderes Gehirn.“ Einfacher ging es doch nicht.

Der Hund war wieder zurück, dieses Mal ohne das Spielzeug. „Wie heißt er eigentlich?“ Wollte River wissen.


RE: Let's build a time machine - Adrian Taylor - 13.09.2025

Eine seiner Augenbrauen hob sich ein paar Millimeter an, als der Andere davon ausging, dass seine Idee
sofort offensichtlich war. In welcher Welt lebte River bitte, dass er scheinbar in der Annahme war, dass er
in seinen Kopf schauen könne? „Okay“, sagte er dann etwas grübelnd, während er überlegte, wie man
eine fucking Traumbörse mit ihren Mitteln bauen können sollte. Erst mal ging es dann aber um seine Idee
und die konnte er immerhin ganz gut beschreiben.

Nach ein paar Erklärungen und Zeichnungen waren allerdings noch nicht alle Fragen geklärt. „Genau, wie
eine Art Fernseher. Oder Spiegel. Und ich denke, man müsste es für jeden machen, wenn man ne
ordentliche Note bekommen mag. Also.. zumindest für alle aus unserer Stufe.“ Viel Arbeit war das
wahrscheinlich wirklich. Adrian hatte da nichts dagegen. Zum Einen, weil er das Teil einfach wirklich
bauen wollte und zum Anderen, weil es bedeutete, dass er und River dann automatisch viel Zeit
miteinander verbringen würden müssten. Er tippte ein paar mal ratlos mit dem Bleistift auf das Blatt,
hinterließ dabei blasse, grüblerische Punkte und legte dann den Stift beiseite. „Aber wenn du keine Lust
drauf hast, dann heb ich mir das fürs Abschlussprojekt auf und mach’s dann alleine. Ist auch okay.“ Er war
handwerklich nicht ganz unbegabt, würde er bestimmt hinbekommen. Vielleicht. Mit etwas Glück. Vor
allem, weil er sich das nun mal wirklich in den Kopf gesetzt hatte und er sich dann nur schwer von seinen
Ideen lösen konnte. Vor allem nicht von den Ideen, die er für wirklich gut hielt. Er war sich sicher, dass es
dafür eine gute Note geben würde.

Er gab sich einen kurzen Moment um unzufrieden auf einem Stück Sellerie herumzukauen, ehe er den
kurz aufgekommenen Unmut über die verworfene Zeitmaschine mit dem Gemüse herunterschluckte und
dann den Ausführungen Rivers lauschte und sich darüber wirklich Gedanken machte; immerhin hatte
River sich vorher auch seine Erklärungen angesehen. „Okay, also... das klingt cool. Und ich denke, wenn
so etwas gebe, dann wäre das bestimmt auch bei manchen Therapieansätzen sinnvoll und so. Aber wir
bekommen das nie im Leben gebaut, vor allem nicht im Zeitrahmen, der uns zur Verfügung steht. Und wir
bräuchten auf jeden Fall Unterstützung von irgendwelchen Experten irgendeiner Uni. Im besten Fall
entwickeln wir also ein Konzept für einen Prototypen, aber wir könnten den nicht mitbringen. Das ist
einfach utopisch. Und klar können wir auch nur mit einer Skizze und einer bildlich dargebrachten
Vorstellung von unserer Sache dahin kommen, aber ich denke einfach, dass es sowohl die Anderen, als
auch den Lehrer mehr überzeugt, wenn wir etwas haben, was dann wirklich da ist. Was sie anfassen und
testen könnten.“

„Bruno“, antwortete er dann auf die Frage nach dem Namen des Hundes hin, ehe er nachdenklich zu
River blickte. „Ich denke, wir sollten entweder etwas machen, was die Leute emotional abholt oder etwas,
was wirklich praktisch ist.“ Er blickte sich nach Inspiration suchend im Raum um, ehe er wieder zum
Anderen sah. „Klimawandel!“, sagte er dann, „der kombiniert beides. Da können wir auf die Emotionen
gehen, weil die Erde langsam aber sicher verreckt und wir können irgendwas machen, was jeder hier
verwenden könnte, was dem Ganzen etwas entgegenwirkt. Keine Ahnung... einen solarbetriebenen
Rasenmäher oder irgendein Vogelfutterhäuschen, das wir durch was auch immer fancy und special
machen. Oder... irgendwas, dass die Küchenabfälle unserer Schule irgendwie recyclet und zu Strom
macht oder so. Keine Ahnung wie das geht und Müll ist auch echt nicht sexy oder so, aber... keine
Ahnung. Sag was“, forderte er ihn dann auf und war selber schon voll im Brainstorming-Prozess.


RE: Let's build a time machine - River Ingram - 13.09.2025

Natürlich war River gegen die Zeitmaschine. Er war generell erst mal gegen alles. Machte er sich das Leben damit einfacher? Ganz bestimmt nicht. Eigentlich hätte River ganz gut einen Therapeuten gebrauchen können, aber niemand war auf die Idee gekommen ihn zu einem zu schicken, und selbst wenn, er würde sehr wahrscheinlich eh nur dasitzen und entweder blöde Sprüche klopfen, oder mit einem finsteren Gesichtsausdruck schweigen. River war, seit er hier lebte, so dermaßen anti, dass er sich nicht einmal erlaubte ein bisschen Spaß zu haben. Die einzige Freude, die er hatte, waren Peanut und die Geschichten in seinem Kopf. Immerhin war der Sellerie okay, aber mit Sellerie konnte man ja auch nicht viel falsch machen. Er fragte sich, wie Adrian nur solch eine Begeisterung für ein Schulprojekt aufbringen konnte. Vor allem, wenn es darum ging sich mit den blöden Mitschülern auseinanderzusetzen. „Wieso willst du eigentlich ein Projekt machen, das sich um die anderen dreht, wenn sie dich eh nicht ausstehen können?“ Vermutlich war River so ziemlich der einzige, der Adrian nicht von Grund auf kacke fand. „Aber wenn du's unbedingt machen willst...“ River hatte nämlich keinen Bock herumzustreiten, was sie jetzt machten, wenn er doch eh keine Lust auf das Projekt hatte. Wieso also nicht ausnahmsweise einmal den Weg des geringsten Widerstandes gehen? Er würde es schon überleben. Dabei fand er seine eigene Idee wirklich besser, und weniger aufwändig. Trotzdem zuckte er gleichgültig mit den Schultern.

Bruno war wesentlich interessanter als ein solarbetriebener Rasenmäher oder irgendein Recyclingsystem. „Wir können die Zeitmaschine schon machen“, grummelte River vor sich hin, während er versuchte den Hund wieder anzulocken. Nachdem das geglückt war, kraulte er Bruno hinter den Ohren und schaute dann Adrian an. Was sollte er denn sagen? Er hatte seine Meinung doch schon kundgetan. Das bisschen Begeisterung, das er hatte aufbringen könne, war verpufft, und jetzt war es ihm schon beinahe egal, was sie letztendlich machten, solange River es nicht wirklich total dämlich fand. „Du musst dir dann überlegen, welche Zukünfte du für wen haben willst.“ Vielleicht, vielleicht aber auch nicht blitzte es kurz in Rivers Augen auf, als er sagte: „Du kannst dir ja dann richtig fiese Sachen für die Leute ausdenken, die scheiße zu dir sind.“ Dann nahm er sich noch ein Stück Sellerie.


RE: Let's build a time machine - Adrian Taylor - 13.09.2025

Es war offensichtlich, dass River der Zeitmaschine nicht aus Überzeugung oder gar Begeisterung heraus
zustimmte und wäre Adrian anders gestrickt, hätte er wohl noch weiter nach einer Alternative gesucht.
Aber in letzter Zeit liefen so selten Dinge nach seiner Nase, dass er diesen Sieg jetzt einfach mal
akzeptierte. Trotzdem sah man ihm wahrscheinlich an, dass er kurz mit dem Gedanken spielte ehrlich auf
Rivers Frage hin zu antworten, warum er ein Projekt machen wollte, dass sich mit denen befasste, die ihm
das Leben derzeit so unnötig schwer machten. Ein Teil der Wahrheit war allerdings, dass er mit dem
Gedanken spielte sich an Kunsthochschulen einzuschreiben. Die Plätze dort waren allerdings begehrt und
wenn er einen ergattern wollte, sollte er so viele Kunstprojekte wie möglich vorweisen können. Und auch
wenn ihr Projekt nicht für den Kunstunterricht war, hatte er es so geschafft, es zu einem Kunstwerk zu
machen. Aber die Angst keinen Platz an der Kunsthochschule zu ergattern, war nichts, was er gerade mit
River teilen wollte. Weil er ihn nicht gut genug kannte und weil er gerade keine Lust auf vermeintlich
lustige Vergleiche mit crazy mustache man hatte. „Das verstehst du eh nicht“, antwortete er dann also
recht knapp und war sich wirklich ziemlich sicher, dass das Sorgen waren, die River nicht kannte und
wahrscheinlich auch nie kennen würde.

Zumindest waren sie jetzt auf einem Nenner, was die Scheiß-Zukünfte für die Idioten aus ihrer Stufe
anging. „Ja, sag ich doch“, erklärte er also und musste dann doch etwas grinsen. „Das wird das Beste an
dem Ganzen. Ich bin nur echt... scheiße so was in Worte zu fassen. Mein Kopf denkt nicht in Worten, der
denkt eher in Bildern. Aber das wird schon.“ Bruno erhielt ein Stück Gurke, das genüsslich verdrückt
wurde, dann sah er wieder zu River. „Wollen wir hoch gehen? Da können wir besser arbeiten, glaub ich.“
Weil es dort im Flur-Büro einen PC gab und in seinem Zimmer mehr Blöcke und verschiedene Stifte, so
dass sie mehr und bessere Skizzen anfertigen konnten.
Und so stand er auf, nahm eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und stelle den restlichen Eistee zu
River. „Nimm den einfach mit.“

Er wartete noch, bis River sich alles gegriffen hatte, was er brauchte, dann ging er vor in den Flur und
schließlich die Treppe hoch. Sein Weg führte ihn dann vorbei an seinem zu einem Rattengehege
umgebauten Regal in sein Zimmer. Spätestens hier ließ sich ohnehin nicht mehr verleugnen, dass er
kunstbegeistert war. Eine Staffelei am Fenster, diverse Leinwände, die an der Wand lehnten und ein Regal
mit einem Chaos aus Büchern, Krimskram und Kunstbedarf machte den Eindruck komplett. Ein oder zwei
vereinzelte Blätter mit Skizzen, die auf dem Boden lagen dienten da nur zur Unterstützung. „Mach es dir
bequem. Irgendwo, wo Platz ist.“ Alles, was River wirklich nicht sehen sollte, hatte er schon sicher
verstaut und so setzte er selber sich nun auf den Boden und zog einen größeren Zeichenblock zu sich
heran. „Also... wir sollten erst mal wirklich den Prototyp der Maschine planen. Ist Holz als
Außenmaterial okay? Kannst du überhaupt mit Werkzeug umgehen?“
Bruno hatte unterdessen auch nicht alleine bleiben wollen und kam jetzt auch ins Zimmer getappst, nur
um direkt wie selbstverständlich aufs Bett zu springen und sich dort etwas brummend einzurollen.


RE: Let's build a time machine - River Ingram - 13.09.2025

Das, was Adrian durch den Kopf ging, konnte River nicht einmal erahnen, und wenn, dann hätte er steif und fest behauptet, dass es ihm scheißegal wäre. Er war schließlich nicht auf der Welt, um anderen in den Arsch zu kriechen. Zumindest niemandem, außer seinem Vater, dessen Aufmerksamkeit er so gerne hätte, und der nicht sah, wie sehr River ihn eigentlich bräuchte. Die Bemühungen des Jugendlichen, endlich gesehen zu werden, hatten ihn nur noch mehr von seinem Vater entfernt und in dieses Kuhkaff versetzt. Daran war Adrian nicht Schuld und keiner von den anderen Mitschülern, kein Lehrer, nicht Onkel und Tante, bei denen er wohnte, und trotzdem ließ River es an ihnen aus, weil er die Schuld überall suchte, nur nicht bei sich selber.

Weil er eben nicht wissen konnte, was Adrian für Zukunftspläne hatte, und demzufolge auch nicht wusste, dass er genau deswegen die Zeitmaschine vorschlug, fiel seine Begeisterung für das Projekt eher lauwarm aus. Hätte er Adrian gemocht, was er nicht unbedingt tat, hätte die Sache sehr wahrscheinlcih ein bisschen anders ausgesehen. So wollte River den Scheiß einfach nur hinter sich bringen, und das mit dem geringstmöglichen Aufwand. Aber wenn Adrian die Zeitmaschine wollte, und wenn er auch die Kopfarbeit dafür übernahm, dann konnte River so tun, als juckte ihn das Projekt nicht. Und selbst wenn das alles ein Reinfall wurde, seine Noten waren gut genug, um das wieder auszugleichen. Seine Gleichgültigkeit hätte nicht deutlicher in seinem Gesicht zu sehen sein können.

Nachdem Bruno noch einmal gekrault wurde, ging es nach oben in Adrians Zimmer, das River sich erst nur so halb, dann nach einigen Momenten doch etwas genauer ansah. Hier gab es so viel anzugucken. Den Rattenkäfig, die Malsachen, Bücher, Chaos. Einen Sitzplatz zu finden war nicht ganz so einfach. River war so dreist sich einfach auf das Bett zu setzen. Bei all dem Zeichenzeugs wurde seine Abneigung Adrian gegenüber einiges kleiner. Das Glas Eistee in der Hand ließ er den Blick durch den Raum schweifen. „Was malst du so?“ Selbst ein kreativer Mensch hatte er nun das Gefühl, dass er sich darüber unterhalten wollte, ehe seine Aufmerksamkeit wieder auf das leidige Schulprojekt gerichtet wurde. „Hab an meiner alten Schule Werken gehabt“, meinte er, was die Frage hoffentlich ausreichend beantwortete. „Du hoffentlich auch. Ich mach das nämlich nicht alleine, wenn du's nicht kannst.“ Das Klicken von Krallen auf dem Boden verriet die Ankunft Brunos. River hatte ganz eindeutig mehr für Hunde übrig als für Menschen.