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RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 13.09.2025 Bei Squid Game legte er seinen Kopf etwas schief. „Die brauchen nicht zufällig noch Teilnehmer?“, versuchte er dann etwas Humor aus sich zu kitzeln. Früher hatte er davon so viel gehabt, jetzt gerade fühlte sich die Vorstellung irgendwann wieder zu lachen fast schon absurd an. Aber trotzdem: Ein paar Kinderspiele spielen und dann am Ende wenigstens die finanziellen Sorgen los zu sein oder zu sterben erschien ihm gerade gar nicht so verkehrt. Gerade wusste er noch nicht, wie sehr das fehlende Geld seiner Eltern noch an ihm nagen würde. Sich um solche Dinge Gedanken machen zu müssen kannte er nicht. Auch als sein Vater ihm die Kreditkarte abgenommen beziehungsweise den Rahmen eingeschränkt hatte, hatte er noch alles haben können, was er wirklich gebraucht hatte. Den Penny zweimal umdrehen zu müssen, das letzte Hemd für eine Packung Nudeln geben zu müssen war ihm fremd und doch war ihm klar, dass sein Leben in dieser Hinsicht eine drastische Wende nehmen würde. Er hatte keine Ahnung, von welchem Geld er sich eine Wohnung mieten sollte. Und selbst wenn er einen Job und eine Wohnung fand, was, wenn diese unmöbliert war? Die Antwort auf seine Frage hatte er wirklich nicht hören wollen und ein Teil in ihm wünschte sich, dass Cloud ihn einfach angelogen hätte. Kurz öffnete er den Mund um etwas zu fragen, schloss ihn dann aber wieder. Zu fragen, wie viele Männer Cloud in der Zwischenzeit gehabt hatte, stand ihm zum Einen nicht zu und zum Anderen wollte er das im Zweifel auch wirklich nicht wissen. Es war offensichtlich, dass er weitergemacht hatte. Dass er es offenbar geschafft hatte mit ihm abzuschließen. „Ich... weiß nicht. Schätze schon“, antwortete er dann schließlich nicht ganz wahrheitsgemäß. Lieber log er Cloud an, als zuzugeben, dass die Wahrheit ihn verletzte. Er zeigte sich gerade ohnehin schon verletzlich genug und er wollte auch nicht, dass sein Ex-Freund sich für seine Gefühlswelt verantwortlich fühlte. Ex-Freund. Allein das zu denken tat weh. Wollte er bleiben? Er wusste es nicht. Zu hören, dass Cloud nicht wollte, dass er ging tat zwar gut, aber trotzdem war da viel, das zwischen ihnen stand und vor Coops lag eine Zukunft, die ihm absolut unbekannt war und vor der er wirklich Angst hatte. Gerade wusste er also nicht mal, ob er überhaupt noch ein Teil dieser Welt sein wollte, aber auch das konnte er dem Anderen nicht anvertrauen. Früher hatte er über seine Gefühle reden können, die letzten Monate hatten ihm beigebracht dies nicht mehr zu tun. „Ich weiß nicht, wo ich sonst hin kann“, sagte er dann schließlich und wich damit der eigentlichen Frage aus. „Ich hab nichts mehr. Außer ein Handy ohne Simkarte und alles, was in der Tasche ist.“ Sein Geld? Weg. Das konnte er gerade noch verschmerzen, aber in seinem Zimmer hatten so viele Dinge gefehlt, an denen er emotional gehangen hatte. Am meisten vermisste er die Teile seiner Persönlichkeit, die man zerschmettert hatte oder die er irgendwo auf dem Weg verloren hatte. „Ich will bleiben“, sagte er dann. „Und morgen... guck ich weiter.“ Cloud hatte bereits gesagt, dass er länger nicht bleiben konnte. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 13.09.2025 Cloud warf Coops einen Seitenblick zu und meinte trocken: „Die Gewinnchancen sind ziemlich niedrig, lohnt sich nicht.“ Er hatte den Versuch eines Witzes nicht lustig gefunden, und das sah man ihm auch an. Da er noch nichts von Coops neuen finanziellen Verhältnissen wusste und davon ausging, dass er noch locker mit der Kreditkarte herumwedeln konnte, fand er das sogar noch weniger witzig. Er dachte noch, wenn einer von ihnen beiden Geld brauchte, dann war er das, immerhin hatte er einen teuren Beruf. War doch auch scheiße, dass man so viel Geld für etwas ausgeben musste, mit dem man sich eigentlich seinen Unterhalt verdiente. Nur gut, dass es OnlyFans gab, ein wahrer Segen für so einen hübschen Kerl wie Cloud, und ein Segen für sein Bankkonto, wenn mit Auftritten nicht genug zu holen war. Dass er Coops' Frage so scheiße wie möglich beantwortet hatte, das wusste Cloud, und es war ja auch Absicht gewesen. Er hatte dem anderen ein bisschen wehtun wollen. Sollte er doch selber fühlen wie kacke das war, wenn einem das Herz zerquetscht wurde. War das fair? Nein, natürlich nicht, irgendwo verstand Cloud das ja auch, aber Einsicht wollte er trotzdem nicht zeigen. Immerhin waren sie nicht mehr zusammen, Coud war nicht mehr moralisch dazu verpflichtet sich, um Coops' Gefühle zu scheren. Nicht mehr zusammen, dabei hatten sie nie wirklich Schluss gemacht. Die Zeit hatte das für sie erledigt. Irgendwann konnte man sich halt einfach nicht mehr vormachen, dass man noch zusammen war, wenn man wochen-, monate- sogar jahrelang nichts voneinander hörte. Wie hätte man denn da auch andere Schlüsse ziehen sollen, wenn man nicht damit rechnete, dass der Freund einfach so mir nichts, dir nichts entführt wurde? Coops gab eine ausweichende Antwort auf die Frage, die ihm gestellt worden war. Könnte Cloud ja herzlich wenig jucken. „Was ist mit deinen Freunden? Großeltern? Dein Chauffeur?“ Coops hatte doch nicht nur Cloud gehabt. Warum musste er denn ausgerechnet zu ihm kommen? Sogar bei Clover wäre er gut, vielleicht sogar besser aufgehoben gewesen. Würde Cloud nicht wundern, wenn sie das seinem Ex sogar angeboten hätte. Sie hatte Coops so gern gehabt und hatte immer behauptet, dass er nicht so sei Cloud einfach sitzen zu lassen. Aber Cloud war viel zu verletzt gewesen, um darüber vernünftig nachdenken zu können. „Wie, du hast nichts?“, fragte Cloud nach und schaute verwirrt zu Coops hinüber, dann hinüber in den Flur, wo noch die Tasche lag. „Wieso hast du nur das?“ Immerhin gab er zu, dass er bleiben wollte. Ob Cloud das jetzt wirklich so gut oder schlecht fand, wusste er immer noch nicht, aber tendenziell eher schlecht. Immerhin wurde versprochen, am nächsten Tag Überlegungen bezüglich des weiteren Verbleibs anzustellen. Hoffentlich fand Coops schnell eine andere Unterkunft! Cloud war sich nämlich nicht sicher, ob sein Aufenthalt hier gut für seinen Seelenfrieden war. Draußen wurde es allmählich dunkel, er hätte jetzt das Restaurant, in dem er sich für das pre-koitale Gespräch hatte treffen wollen, verlassen, um entweder hierher zurück, oder zum anderen zu fahren. Cloud seufzte frustriert. RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 13.09.2025 Nun, der Schuss war wohl nach hinten los gegangen, denn Cloud zeigte sich alles andere als begeistert von seinem Witz. Früher war es ein Kinderspiel gewesen den Tänzer zum Lachen zu bringen. „Tut mir leid“, murmelte der Jüngere also leise und zog sich wieder ein Stück mehr zurück. Es fiel ihm gerade so verdammt schwer neben seinem Ex-Freund einfach nur zu existieren und das Haupt oben zu halten. Noch nie hatte Cloud auf ihn so einschüchternd gewirkt. Noch nicht mal, als sie sich kennengelernt hatten und er, damals noch komplett jungfräulich, mit dem Schwarzhaarigen ins Bett gestiegen war – nur wenige Stunden, nachdem sie sich kennengelernt hatten und noch bevor er seinen Namen gekannt hatte. Cloud war damals anders gewesen. Fröhlicher, positiver, glücklicher. Vor allem aber hatte er selber sich verändert. Die letzten 1 1⁄2 Jahre waren die Hölle gewesen und sie hatten ihn innerlich zerrüttet. Er konnte sich selber doch gar nicht mehr erkennen, während er das Gefühl hatte, dass jetzt, wo er vermeintlich in Freiheit war, der Rest seines ehemaligen Lebens vor seinen Augen zusammenbrach wie ein Kartenhaus. Bei der Antwort auf seine Aussage, sah Coops den Anderen dann aber doch tatsächlich zweifelnd an. „Ist das `n Scherz?“, fragte er dann und wenn man ganz genau hinhörte, konnte man den Hauch der sassy Aufmüpfigkeit hören, die sein altes Ich perfektioniert hatte. „Du weißt genau, dass ich nie nen Chauffeur hatte. Und meine Großeltern sind einfach meine Eltern in 10mal so schlimm. Also... was soll ich machen? Hingehen und sagen ‚Hey, Grandpa, tut mir voll leid, aber das Camp hat mich nicht straight gemacht, erschieß mich bitte?‘ Und die meisten meiner Freunde waren vor allem deine Freunde, wer von denen wird mich sehen wollen?“ Gerade ging er auch davon aus, dass seine Geschwister ebenfalls keinen Anker darstellen konnten, war der Überzeugung, dass sie letztlich aus dem gleichen Holz geschnitzt waren wie seine Eltern. Er hatte niemandem – und wie es aussah, hatte er auch Cloud nicht mehr. Auch wenn der es nun immerhin geschafft hatte ihn so weit zu reizen, dass es den Ansatz eines Ausbruchs gegeben hatte. Früher waren seine Ausbrüche deutlicher lauter und intensiver gewesen, aber zumindest konnte man erahnen, dass unter den Scherben seiner Seele noch eine Funke seiner Persönlichkeit überlebt hatte. Sein Kopf legte sich schief, als Cloud hinterfragte, warum er nichts hatte. „Meine Eltern haben keinen schwulen Sohn, also... ich meine, ich kann vielleicht irgendwann noch mal in mein Zimmer und gucken was von meinem Kram noch da ist, aber... das war es dann. Mehr gibt es nicht. Ich weiß nicht mal, ob sie mich noch mal in das Haus lassen. Keine Ahnung.“ Eigentlich wollte er auch nicht mehr hinein. Er wollte nicht zurück an den Ort, in dem man ihn quasi mitten in der Nacht entführt hatte und den er mit so viel Negativem verband. Vor allem hatte er aber Angst davor wirklich zu wissen, wie viel von seinem Sachen verschwunden war. Wie viele Erinnerungsstücke man ausradiert hatte, wie viele seiner selbst geschneiderten Kleidung man zerstört hatte. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 13.09.2025 Misstrauisch wurde Coops beäugt, das gefiel Cloud nämlich überhaupt nicht, wie er war, so leise, so klein, so wenig Coops. Es hätte es einfacher machen sollen wütend auf ihn zu sein, aber seine Mutter hatte ihm beigebracht, dass man niemanden trat, der eh schon am Boden lag. Irgendwann würde er sich nicht mehr so ganz genau daran halten. So wie es gerade zwischen ihnen war, das, was in der Luft hing, so schwer und erstickend, machte ihn beinahe wahnsinnig. Der andere war viel zu lange fort gewesen, als dass Cloud hätte vergessen können, was das Fehlen mit ihm gemacht hatte. Vor einem Jahr hätte er Coops noch mit offenen Armen wieder aufgenommen, aber jetzt war es einfach zu spät um wieder so zu werden, wie es einmal gewesen ist. „Weiß ich“, antwortete er trocken, „dass du keinen Chauffeur hattest. Das nennt man ein Beispiel.“ Er verdrehte die Augen. „Hast du es wenigstens bei einem von den anderen versucht?“ Er meinte ihre Freunde, und wunderte sich darüber, dass Coops eigentlich nur mit Clouds Freunden befreundet gewesen war. „Was stimmt eigentlich nicht mit deinen Eltern?“ Gewusst hatte er es ja vorher schon, dass die Eltern nicht so tolerant waren, was Cloud überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Aber in ihm flammte etwas Solidarität auf. Wenn Coops seine Eltern scheiße fand, dann fand Cloud sie auch scheiße. Was alles noch kommen würde, davon hatte Cloud keine Ahnung. Er wusste noch nicht, was er sich und ihnen beiden damit angetan hatte, dass er Coops in seine Wohnung gelassen hatte. Jetzt versuchte er sich nur an die moralischen Werte zu halten, die Clover versucht hatte ihm zu vermitteln. Nächstenliebe und so. Eine Nacht würde schon nicht schaden, dachte er noch. Er streckte sich, setzte sich etwas anders hin, weil ihm der Fuß beinahe einschlief und fragte dann: „Was machen wir jetzt?“ Er ließ offen, wie die Frage gemeint war, ob es nur um die Abendgestaltung ging, oder um sie beide im Allgemeinen. RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 17.09.2025 Die misstrauischen Blicke auf ihm brannten sie in sein Hirn ein. Warum sah Cloud ihn so an? Vorher hatte er sich schon klein und schwach gefühlt, aber diese Blicke machten alles nur noch schlimmer. Bei den folgenden Worten kam zu dem Gefühl von Schwäche aber noch eine große Prise Irritation hinzu. „Nein, habe ich nicht“, antwortete er mit einem verwunderten Unterton in der Stimme. Warum hätte er das tun sollen? „Ich habe dich vermisst. Also klar, sie auch manchmal. Einfach das Leben hier mit dir und mit ihnen.“ Frei sein. Reden und lachen können, wann einem danach war. Sich selber genau so ausdrücken können, wie es sich richtig anfühlte. „Aber ich hab jeden Abend wach gelegen und habe an dich gedacht. An dich, nicht an irgendeinen von den Anderen. Ich hab versucht mich daran zu erinnern, wie du riechst, hab mir deine Stimme immer wieder ins Gedächtnis gerufen, weil ich dich nicht verlieren konnte.“ Wenn er Cloud verloren hätte, hätte er sich selber verloren. Er atmete kurz durch. „Du hast ein Muttermal. Man sieht das nicht. Es ist hier.“ Er berührte sich selber hinterm Ohr. „Und es ist ganz klein, aber man spürt es, wenn man drüber streicht. Und manchmal hab ich mich selber hinterm Ohr berührt und versucht mir vorzustellen, dass ich das Muttermal spüre, weil ich viel lieber dich berührt hätte.“ Es war kaum zu glauben: Aber Clouds, in Coops Augen, dumme Frage, hatte einen kleinen Redeschwall ausgelöst. „Außerdem wohnen die doch bestimmt alle wo anders und von den wenigsten kannte ich überhaupt die alte Adresse.“ Was mit seinen Eltern nicht stimmte? Coops zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Amerikanische Trottel halt.“ Welche Vorurteile man auch über ihr Land haben konnte, viele davon fand man in Coops Familie wieder. Dumme, rassistische Waffennarren, die in ihrer Denkweise irgendwo in der Vergangenheit steckengeblieben waren. Was sie jetzt machen sollten, war da schon etwas schwieriger zu beantworten. „Ich weiß nicht“, antwortete er also, „ich kann gleich die Sachen hier wegräumen“, immerhin wollte man ein guter Gast sein, „und dann… schlafen? Oder einfach hier sitzen und was gucken?“ Seine Hand fuhr ihm durchs stumpf gewordene Haar. „Was möchtest du denn, was wir jetzt machen?“ Jetzt oder im Allgemeinen. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 21.09.2025 Er wollte nicht hören, was Coops ihm erzählte. Konnte er nicht einfach den Mund halten? Warum musste er ihm sagen, wie sehr er Cloud vermisst hatte? Dass er versucht hatte, nichts von ihm zu vergessen? „Sei still“, murmelte Cloud und wandte den Blick an. Am liebsten hätte er diese zwei Worte geschrien, damit er nichts mehr hören musste. Weil es wie ein Echo dessen Klang, was er getan hatte. Allerdings hatte Coops, im Gegensatz zu ihm selber, nie damit aufgehört. Ab einem gewissen Punkt war Cloud zu bockig gewesen, zu wütend, um noch weiter Herzschmerz zu haben. Er dachte zumindest, dass er über die ganze Sache hinweg war. Coops belehrte ihn gerade eines Besseren. Warum hatte Coops nur ausgerechnet zu ihm kommen müssen? Clover hätte ihn garantiert eine Weile bei sich wohnen lassen, sie hatte ihn immer sehr gemocht. Aber davon wäre Cloud garantiert auch alles andere als begeistert gewesen. Amerikanische Trottel. Christliche, bigotte Arschgeigen, das waren sie, die ihnen einen Haufen Scheiße eingebrockt hatten. Aber Coops’ Eltern waren nicht da, und demzufolge konnte Cloud seinen Ärger nicht an ihnen auslassen. „Die sollen sich ins Knie ficken.“ Sachen auspacken und schlafen. „Klar“, meinte Cloud, „fühl dich wie Zuhause.“ Ein Hauch von Sarkasmus schwebte in seiner Stimme mit. Er wollte immer noch nicht, dass Coops sich hier einnistete. Aber es war nur für eine Nacht, richtig? Nur eine Nacht auf dem Sofa, und dann würde er morgen wieder seiner Wege ziehen, wohin auch immer diese ihn führen würden. Gab doch garantiert Hilfseinrichtungen für Obdachlose. „Zum Schlafen ist es noch ein bisschen früh.“ Sein Handy behauptete, dass es noch nicht einmal 9Uhr war. Himmel, wer ging denn um diese Uhrzeit schon schlafen! Bestimmt noch nicht einmal seine eigene Großmutter. Was Cloud wollte, was sie jetzt machten? Er schaute Coops an und antwortete: „Ich wäre jetzt eigentlich gar nicht Zuhause, wenn du mich nicht überfallen hättest.“ Coops schuldete ihm einen Fick. Dann seufzte er laut und fragte: „Netflix?“ Was sollten sie denn sonst schon machen? RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 24.09.2025 Früher war Coops provokant und neckend gewesen. Auf ein ‚Sei still‘ hin, hätte er Cloud herausfordernd angegrinst und dann mit einem ‚Make me‘ geantwortet. Aufmüpfigkeit verband sein Gehirn mittlerweile mit Schmerzen und machte er das, was Cloud angewiesen hatte: Er verstummte. So oft hatte seine Stimme in den letzten Monaten stumm bleiben müssen. Manchmal hatte er gedacht das Sprechen zu verlernen, wenn er nicht bald mal wieder eine Unterhaltung führen konnte. Aber er konnte noch sprechen. Und, was noch viel wichtiger war: Er konnte noch lieben. Cloud lieben. Das merkte er jetzt gerade. Das Herz war ein Muskel und der erinnerte sich gerade daran, wie sehr er sich Cloud verschrieben hatte. Das tat weh, weil Coops schon jetzt realisierte, dass es beim Älteren anders aussehen musste. Er hatte weitergemacht, hatte sein Leben ohne ihn gelebt. Coops schluckte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er ein Leben haben könnte, in dem er nicht von Cloud geliebt wurde. Wofür hatte sich dann das Überleben gelohnt? Leicht nickte er, als sie sich später über seine Eltern unterhielten. „Ich… uhm..“ Er wollte nicht über seine Eltern reden, aber er traute sich auch nicht diese kleine Forderung zu stellen. Es war ihm schlicht nicht erlaubt Regeln für dieses Gespräch aufzustellen – oder für irgendetwas in seinem Leben. Wahrheit war jedoch, dass es schmerzte zu erkennen, dass er zwar freigekommen war, aber trotzdem nur verloren hatte. Er hatte keine Familie mehr, Cloud wollte ihn nicht bei sich haben, all seine Entwürfe vom Leben waren dahingeschieden. Er spürte eine Kälte in ihm, der man kaum durch Decken Herr werden konnte. Wie sehr wünschte er sich, dass Cloud ihm sagte, dass er ihn noch liebte, dass alles gut werden würde und sie das hier gemeinsam schaffte. Aber da war keine Liebe für ihn. Nicht bei Cloud, nicht bei seinen Eltern, nicht bei ihm selber. Die letzten Monate hatten ihn unliebbar gemacht. Vielleicht war er es auch schon immer gewesen und Cloud hatte sich alles nur eingebildet. Anders konnte er sich nicht erklären, wie das alles hatte passieren können. „Tut mir leid“, begann er dann und entschuldigte sich doch schon wieder, „ich wollte nicht.. also ich meinte das nicht so.“ Er wollte Cloud doch wirklich nicht zur Last fallen. Trotzdem würde er gerne schlafen. Vor allem, weil er über ein Jahr lang keine Nacht durchgeschlafen hatte. Selbst wenn er früh eingeschlafen war, weil die Arbeit im Camp so an seinen Kraftreserven gezehrt hatten, war er irgendwann aufgewacht. Oft schweißgebadet; mit Glück hatte er sich nicht an das erinnern können, wovon er geträumt hatte. Es hatte Tage gegeben, an denen er nicht hatte schlafen dürfen. Entweder, weil er etwas falsch gemacht und gegen eine Regel verstoßen hatte, oder weil sein Zimmernachbar der Übeltäter gewesen war und Coops dann nun mal mitleiden musste, wenn das Licht an blieb und regelmäßig jemand zur Kontrolle ins Zimmer kam. Scheinbar durfte er auch jetzt nicht schlafen. „Okay, dann gucken wir Netflix. Mach einfach irgendwas an. Aber… du kannst auch wirklich noch ausgehen. Bestimmt ist es nicht zu spät ihm zu schreiben.“ Der Gedanke, dass Cloud mit wem Anderes ausging, gefiel ihm nicht, aber besser das, als eine Last für den Anderen zu sein. Und er könnte dann schlafen und müsste sich nicht bemühen nicht einzuschlafen. |