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RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 13.09.2025 Coops wollte über Cloud reden. Und über Belanglosigkeiten. Seinetwegen übers Wetter oder die neue Frisur von Promi XY – nur dass er da gerade nicht auf dem neuesten Stand war. Auf dem Weg zu Cloud war er an einem Zeitungsstand vorbeigekommen, aber er hatte ihm keine Aufmerksamkeit gespendet. Trotzdem: Er wollte reden, nur nicht über das, was ihm passiert war. Heute wollte er sich in Verdrängung üben, so tun, als sei nichts passiert. Als wäre er kurz in Urlaub gewesen und nun zurück bei seinem Freund, der ihm freudig erzählte, was er verpasst hatte. Er wusste, dass es nicht der Realität entsprach, nur war die Realität einfach so beschissen, dass er wenigstens heute eine Pause davon haben wollte. In einer perfekten Welt würde Cloud spüren, dass er das wollte und wenn ihm noch ein wenig an ihm lag, dann würde er für ihn mitspielen. Wenigstens heute. Sie lebten nicht in einer perfekten Welt. „Kann ich mir gut vorstellen“, erklärte Coops dann, „hast du noch Kontakt zu Leuten aus dem alten Tanzprogramm? Hannah oder Lucy oder so? Sind die eigentlich ein Paar geworden?“ Sie hatten damals nur darauf gewartet und nicht verstehen können, wie die Tänzerinnen nicht checken konnten, dass sie bis die in einen Dutt gebundenen Haarspitzen in einander verknallt gewesen waren. Na gut, Lucy war mit einem Idioten namens Hank zusammen gewesen, aber... „...sie ist doch nicht noch mit Hank zusammen oder?“, fragte er skeptisch nach, während seine Augen fragend in Clouds Gesicht ruhten. Klatsch und Tratsch des letzten Jahres nachzuholen war einfach. Das bekam er hin ohne nachdenken zu müssen und es lenkte für den Moment ab von der Reise, die jetzt vor ihm lag. Kurz hielt er den Atem an, als er Clouds Hand an einer seiner Haarsträhnen spürte. Vor Aufregung, weil Cloud ihn lange nicht mehr so berührt hatte und vor Anspannung, weil er fast damit rechnete, dass auf diese kurze Berührung ein Schmerzreiz folgen würde. Der Reiz kam nicht und nach einem Moment entließ er den Atem aus seinem Körper und blickte schließlich zu Cloud. „Ist okay. Du kannst was aussuchen.“ Er konnte heute nichts entscheiden. Weil es zu lang her war, dass er wirklich eine realistische Wahl gehabt hatte. In den letzten Monaten war es vor allem darum gegangen sich jeden Tag aufs Neue fürs Leben zu entscheiden. Für sich selber und für Cloud. Er wünschte sich, Cloud würde wissen, wie wichtig er für ihn in den letzten Monaten war. Dass er ohne ihn kaum überlebt hätte. Er wollte, dass er das wusste, aber sagen wollte er es ihm nicht. Da würde er sich wirklich lieber Videos von Cloud ansehen. „Gerne. Ich möchte die Videos sehen. Und Bilder. Alles was du hast.“ Es würde nicht wiedergutmachen können, dass er nichts davon live gesehen hatte, aber es wäre trotzdem schön. Dann schluckte er. Ob er reden wollte? Nicht wirklich. Zumindest nicht jetzt. Und zeitgleich hatte er das Gefühl, dass er es Cloud schuldig war. Er richtete sich auf, löste sich etwas von Cloud. „Ich hab nachts manchmal mit den Fingern versucht in der Luft irgendwelche Choreos von dir nachzumachen. Das hat natürlich nicht funktioniert, weil meine Finger sich nicht so gut bewegen können wie dein Körper, aber... ich konnte eh nicht wirklich sehen, was ich da mache und im Kopf hat's irgendwie Sinn ergeben.“ Zu seinen Eltern hatte er nicht viel zu sagen. „Ich hab keine Eltern mehr.“ Das Urteil hatte er gefällt. Eine der wenigen Entscheidungen, die er getroffen hatte. Er schluckte, sah dann aber zu ihm. „Sie haben unsere Fotos in den Müll geschmissen. Und... viele von meinen Sachen.“ Alles, was in ihren Augen nicht angemessen war für ihren Sohn. Zu weibisch, zu weich, zu Coops. „Ich weiß nicht, was mit meinen Geschwistern ist. Ich hab sie noch nicht gesehen. Sie waren nicht da, als ich drüben ankam.“ Drüben. Er wollte diesen Ort nicht zuhause nennen, weil es nicht mehr seines war. Er hatte kein Zuhause, wenn überhaupt, dann hatte er einen vorübergehenden Schlafplatz. Und nicht mal der schien ihm gerade sehr sicher. „Wie lange kann ich bleiben?“, fragte er schließlich geradeheraus und sah Cloud an. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 13.09.2025 Cloud hatte keine Ahnung was Coops wollte. Er hatte auch keine Ahnung was er gerade brauchte, jedenfalls nicht so richtig. Er vermutete zumindest, dass Coops sich eine herzlichere Begrüßung erhofft hatte. Wäre das damals ein bisschen anders gewesen, dann hätte er die vielleicht sogar auch bekommen, aber Cloud konnte nichts dafür, dass er im ersten Moment, auf den Schrecken des plötzlichen Wiedersehens, so abweisend reagiert hatte. Konnte man es ihm denn verdenken? Immerhin war er anderthalb Jahre lang davon ausgegangen, dass Coops ihn einfach so, ganz kaltherzig, sitzen gelassen hatte. Die Pest hatte Cloud ihm an den Hals gewünscht, nachdem er sich wochenlang ausgeheult hatte. Das würde er Coops allerdings nicht auf die Nase binden, dafür war er viel zu stolz. Neben seinem eigenen Herzweh fiel es ihm schwer das von Coops zu sehen. Sich über relativ belanglose Dinge zu unterhalten schien viel einfacher, vor allem nachdem Coops erzählt hatte wo er gewesen war. Cloud konnte es nicht ganz nachvollziehen, stinkig war er trotzdem. Am meisten gerade auf Coops' Eltern, die ihnen ihre Beziehung ruiniert hatten. Für Coops musste es noch sehr viel beschissener gewesen sein. Aber noch waren Clouds Gedanken diesbezüglich wirr und unsortiert. Er brauchte Zeit um das alles zu verarbeiten. In der Zwischenzeit klärte er Coops über Beziehungstratsch auf, wenn er schon fragte. „Klar habe ich noch Kontakt.“ Sein Gesicht hellte sich ein wenig auf. Er redete gerne über die Beziehungen anderer Leute, nur über die eigenen nicht mehr so gern. Gab ja auch keine. „Sie ist wieder mit Hank zusammen. Also. Lucy und Hannah haben, als sie völlig betrunken waren, auf einer Party miteinander rumgemacht, Lucy hat in ihrem Zustand mit Hank Schluss gemacht, ging dann ein halbes Jahr mit Hannah, aber am Ende haben sie sich wieder getrennt. Hank hat es irgendwie geschafft sie wieder zu kriegen. Hannah war so pissig, dass sie sich mit Lucy total zerstritten hat. Ist echt awkward, wenn die beiden im gleichen Raum sind. Aber eigentlich mögen sie sich immer noch. Keiner versteht wieso sie es nicht nochmal versuchen.“ Dieses Beziehungsdrama wurde von allen im Freundeskreis heiß diskutiert, als es aktuell war, aber jetzt interessierte sich niemand mehr dafür. „Ich habe dich aber gefragt, was du essen willst.“ Cloud seufzte. Er hatte auf dieses Spiel keine Lust. Manchmal nervte es ihn, wenn man nicht gleich sagte was man wollte. Andererseits war Coops völlig durch den Wind, da war es schon irgendwie verständlich. „Pizza?“ Seine Finger schoben sich vorsichtig in die braunen Haare. Sie waren etwas stumpf geworden. Gab bestimmt keinen guten Conditioner im Camp. „Die Bilder und Videos muss ich erst raussuchen.“ War ja nicht so, dass er nicht genug davon auf dem Handy hatte, aber Cloud hatte jetzt auch keine Lust das sofort zu machen. Wäre ihm eh lieber gewesen, wenn Coops dabei gewesen und es live gesehen hätte. Er hatte sich so gut wie alles von Cloud angeschaut. „Hast du oft an mich gedacht“, fragte Cloud dann schließlich, als Coops von seinen Fingerübungen erzählte. Er wollte, dass Coops an ihn gedacht hatte, mindestens genau so oft wie Cloud an ihn. Er wollte ihm sagen wie sehr Coops ihm gefehlt hatte, mehr in der ersten Zeit, in der letzten hatte sich das Vermissen als Ärger und Trotz getarnt. Er versuchte sich Coops nachts in seinem Bett vorzustellen, wie er mit den Fingern tanzte. Cloud nickte, als Coops über seine Eltern sprach. „Wer das mit seinen Kindern macht, der leibt sie nicht“, bemerkte er. „Wenn du wieder zurück gehst, dann rede ich kein Wort mehr mit dir.“ Er konnte es immer noch nicht begreifen. Auch nicht, dass man einfach so Sachen wegwerfen konnte, die einem nicht gehörten. Ehrlich gesagt waren die Fotos, die Cloud hatte, auch beinahe im Papierkorb gelandet. Er hatte sich gerade noch so zusammenreißen können. Alles, was ihn an Coops erinnerte, hatte er in eine Kiste gepackt und in seinem alten Kinderzimmer verstaut. Er hatte noch alles, jedes Foto, jedes Geschenk, Eintrittskarten, alles. „Willst du dich bei deine Geschwistern melden?“ Wobei Cloud nicht wusste ob er das im Moment gut finden würde oder nicht. Auch gut fand er nicht, dass er jetzt entscheiden sollte wie lange Coops bleiben durfte. Er wollte ihn nicht dauerhaft hier behalten, aber er wollte ihn jetzt auch nicht nach nur ein paar Tagen auf die Straße werfen. „Lass uns das später besprechen.“ Er legte seine Hand auf Coops' Oberarm, eine Berührung so leicht, dass man sie sich nur hätte einbilden können. „Bis morgen läuft das nicht weg. Ich bin dafür, dass wir uns um's Essen kümmern, du packst deinen Kram irgendwo hin und dann... keine Ahnung, 'nen Film gucken oder so?“ Flachgelegt zu werden war heute eh nicht mehr drin, dann konnten sie es sich wenigstens gemütlich machen. RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 13.09.2025 Klar hatte Cloud noch Kontakt. War das so klar? Coops hatte zu keinem Kontakt. Natürlich nicht. Generell waren seine letzten Freunde Clouds Freunde gewesen. Wollten die überhaupt noch mit ihm reden, wo sie doch scheinbar alle davon ausgingen, dass er den Tänzer feige verlassen und im Stich gelassen hatte?Kurz schluckte er, als er realisierte, dass er unter Umständen noch nicht mal bei irgendeinem seiner Freunde unterkommen konnte, wenn Cloud genug von ihm in seiner Wohnung hatte. Wie sollte er sich aus dem Nichts heraus eine Wohnung besorgen? Wie finanzieren? Das waren Gedanken, die er sich bald machen musste, aber jetzt wollte er lieber erst mal belanglosem Tratsch zuhören. „Sie ist echt wieder mit Hank zusammen? Warum...? Ich mein... der ist ein Trottel?“ Lucy scheinbar auch, wenn sie zu ihm zurückgegangen war. Innerlich zuckte Coops etwas zusammen, als der Ältere zunehmend genervter von ihm schien. „Tut mir leid“, sagte er dann also erneut leise und zog sich ein wenig mehr in sein Schneckenhaus zurück. Er fühlte sich gerade eingeschüchtert von Cloud und wusste noch nicht mal wirklich, ob dieser das beabsichtige oder mitbekam. Zum Glück hatte er dann doch etwas Nachsicht und lenkte ein, indem er selber etwas vorschlug. „Klar, klingt gut“, stimmte er also zu, hätte das gerade aber wahrscheinlich auch getan, wenn Cloud ihm altes Brot mit Senf und Schokolade vorgeschlagen hätte. Er war einfach nur froh, dass er nicht selber entscheiden musste. Trotzdem klang Pizza nicht verkehrt. Kaum zu glauben, dass seine letzte Pizza über ein Jahr her war. Die Finger in seinen Haaren weckten alte Erinnerungen. Erinnerungen an ein Leben, das er verloren hatte. Sie kitzelten ein wenig von dem warmen Gefühl hervor, dass er immer gehabt hatte, wenn er und Cloud einfach zusammen gekuschelt hatten. Wenn er sich an den Anderen geschmiegt und seine Lippen an seiner Schläfe gespürt hatte. Und zeitgleich fühlte es sich so an, als würden Clouds Finger Seile an seinem Hals fester zuziehen, ihm alle Luft zum Atmen nehmen. Sein Herz schlug einige Takte schneller, wollte den Fingern entkommen und sich zeitgleich an sie schmiegen und sie anflehen nie wieder zu verschwinden. Dass er ihn dann ansprach, ihm selber eine Frage stellte, half ihm ungemein dabei sich wieder aufs Hier und Heute zu konzentrieren. „Ich hab jeden Tag an dich gedacht. Vor allem aber abends. Ich hab überlegt, was du wohl gerade machst. Was wir machen würden, wenn wir zusammen wären. Ich... ein mal kam jemand ins Camp. Ich weiß nicht, wer genau das war. Irgendeine Frau, die dann im Büro vom Leiter verschwunden ist. Sie und Clover fahren das gleiche Auto und für einen kurzen Moment hab ich gedacht, du hast irgendwie herausgefunden, wo ich bin.“ Er schluckte einen Kloß herunter. „Und etwas später.. das war so einen Monat später, denk ich, saß ich bei ihm im Büro und er musste kurz, weil draußen irgendein Drama war. Ich glaube, einer der Jungs hat wieder versucht sich umzubringen. Keine Ahnung.“ Er sagte das mit einer viel zu großen Selbstverständlichkeit. „...auf jeden Fall hab ich überlegt dich anzurufen. Von seinem Telefon aus.“ Und jetzt liefen doch wieder Tränen über seine Wange. Das hatte er nicht gewollt. „Aber ich hab mich nicht getraut. Weil ich nicht wusste, wie lang er weg sein würde und... es tut mir leid. Ich hätte es versuchen sollen.“ Das war die einzige Möglichkeit gewesen, die er dort gehabt hatte um Cloud zu erreichen. Seine Nummer war eine der wenigen, die er sich merken konnte. „Es tut mir wirklich leid.“ Seine Stimme zitterte, er strich sich kurz mit dem Ärmel durchs Gesicht. „Es... geht schon wieder.“ Er wollte Cloud nicht noch mehr zur Last fallen, als sein Auftauchen alleine es schon tat. Wenn er jetzt die ganze Zeit rumheulte, wäre das aber der Fall. „Nein, wahrscheinlich nicht“, stimmte er dann leise zu, als er sich etwas beruhigt hatte. Sie liebten ihn nicht. Seine eigenen Eltern konnten ihn nicht lieben. Hatten Eltern nicht eigentlich so ein Ding, dass sie ihre Kinder immer liebten? Sogar wenn diese wirklich schlimme Dinge getan hatten? Wenn also noch nicht mal seine Eltern ihn liebten, wie würde es dann irgendjemand Anderes tun können? Es war nicht Clouds Ziel gewesen diese Gedanken in Coops zu triggern, das wusste er, aber trotzdem fühlte es sich an, als habe der Andere ihm die Erkenntnis mit einer Backpfeife ins Gesicht gegangen. Er war kein Mensch, den man lieben konnte. Weil all das sonst nicht passiert wäre. Wieso wurde ihm das jetzt erst klar, wenn es doch so offensichtlich war? Leicht schüttelte er dann den Kopf. „Will ich nicht.“ Wie seine Geschwister zu all dem standen wusste er nicht, aber er wusste, dass er erst mal nicht noch mehr Ablehnung ertragen konnte. Er traute sich nicht es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Wie gerne hätte er jetzt so was gehört wie 'Du bleibst so lang, wie es nötig ist' oder noch besser, aber absolut utopisch: 'Ich werde dich nicht wieder gehen lassen, Coops.' Cloud sagte nichts dergleichen und so nickte er nur. „Okay.“ Er hatte keine Ahnung, wo er hin sollte, wenn Cloud ihn wirklich in ein paar Tagen raus haben wollte. Er hatte keinen Job, keinen Abschluss, keine Wohnung. Sein Leben befand sich in einer ausgebeulten Sporttasche. „Klingt gut. Kann ich.. duschen? Während wir auf die Pizza warten?“ Er wollte sich frisch machen. Am liebsten unter der Dusche ein neuer Mensch werden. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 13.09.2025 Warum Lucy wieder mit Hank zusammen war, war eine ausgezeichnete Frage, die Cloud auch nicht wirklich beantworten konnte. Niemand konnte das. Aber Cloud hatte Theorien. „Entweder weil sie weiß, was sie an ihm hat oder keine Ahnung, weil sie dumm ist. Andererseits, ich hab ihn nackt gesehen. Wenn er nicht so einen scheiß Charakter hätte, würde ich ihn auch toll finden.“ Cloud hatte zwar keinen bestimmten Typ, auf den er stand, aber Scheiße, Hank war schon heiß. Kein Wunder, dass die Damenwelt nur so auf ihn abfuhr. Allerdings nur die Damen, die ihn nicht genauer kannten. „Ein paar von den anderen Mädels wollten Hannah und Lucy wieder miteinander verkuppeln, aber das ist irgendwie im Sand verlaufen.“ Cloud zuckte mit den Achseln. „Im Grunde kann's mir aber auch egal sein.“ War es natürlich nicht, sonst würde er jetzt nicht über die Sache tratschen. Cloud wusste nicht, ob er den Coops, der gerade in seinen Armen lag, mochte oder nicht. Er war so... anders. Cloud konnte es nicht ganz verstehen. Das lag zum Teil aber auch daran, dass ihm selber nie etwas wirklich Schlimmes passiert war. Die einzige Tragödie, die es je in seinem Leben gegeben hatte, war, als Coops ohne ein Wort gegangen war und der verwirrte Cloud sich mit einem gebrochenen Herzen hatte auseinandersetzen müssen. Er hatte das eine Zeit lang für einen kaum aushaltbaren Schmerz gehalten, bis er sich in Ärger umgewandelt hatte. Sein Herz hatte eine Verletzung davongetragen, zurück geblieben war eine kleine Narbe, aber nichts, was man nicht überleben konnte. Und dann kam Coops plötzlich daher mit einer seelischen Wunde, die sich Cloud nicht einmal vorstellen konnte. Und weil er das nicht fertig brachte wusste er auch nicht was Coops brauchte. Oder wie er darauf reagieren sollte. Früher hätte sich Coops vermutlich nicht so leise für etwas entschuldigt, das eigentlich keiner Entschuldigung bedurfte. Cloud war immer noch distanzierter, als es ein kleiner Teil in ihm eigentlich sein wollte. Aber er wollte sich nicht noch einmal das Herz von Coops brechen lassen. Nicht nur Coops fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt, als Cloud seine Finger in die Haare des anderen geschoben hatte. Er hatte gar nicht groß darüber nachgedacht, aber jetzt, wo es ihm erst so richtig bewusst wurde, zog er seine Hand wieder zurück und platzierte sie auf einer weniger intimen Stelle, auf Coops' Schulter. Cloud dachte daran, wie er früher seine Finger in Coops' Haaren vergraben und gelacht hatte, weil die Welt gar nicht hätte schöner sein können. Sie waren jung und verliebt gewesen. Jung waren sie immer noch, aber nicht mehr verliebt. Dabei hatten sie in ihrem jugendlichen Leichtsinn gedacht, dass nichts und niemand sie würde trennen können, die Zukunft war ihnen noch viel zu weit entfernt gewesen. Cloud fühlte sich gerade unendlich viel erwachsener als der Cloud vor zwei Jahren. Es entging ihm nicht, dass irgend etwas durch Coops' Kopf spucken musste. Da war eine Veränderung in seiner Körperspannung. Cloud merkte so etwas sofort. Er wollte lieber nicht nachfragen. Er fürchtete eine ungewollte Therapiesitzung, noch mehr Tränen oder, nur ein bisschen, dass Coops gar nicht mehr von ihm angefasst werden wollte und es vielleicht nur zuließ, weil es zu einer fixen Idee geworden war. Cloud wollte die Wahrheit im Moment nicht wissen. Nicht, wenn er immer noch so überrumpelt war und nicht wusste was er machen sollte. Ein weiterer unausgesprochener Fluch, der seiner Mutter die Pest an den Hals wünschte, weil sie ihren Jüngsten in diese Situation gebracht hatte, hallte durch seine Gedanken. Mit einer gewissen Befriedigung hörte er sich an, dass Coops jeden Tag an Cloud gedacht hatte. Geschieht dir recht, dachte er bei sich, dabei hatte Coops doch im Grunde an nichts Schuld, rein nüchtern betrachtet. Aber Cloud konnte die Angelegenheit nicht objektiv betrachten. Er wollte Coops ins Gesicht werfen, dass er aufgehört hatte an ihn zu denken, dass er ihm nicht mehr wichtig war, weil es ihm das hier und wahrscheinlich die nahe Zukunft sehr viel einfacher gemacht hätte. Aber es wäre eine faustdicke Lüge gewesen, die Cloud sich allerhöchstens selber abgekauft hätte. Bei dem, was Coops dann erzählte, wurde Cloud weicher. Wenn er nicht aufpasste würde er komplett einknicken. Das wollte er nicht. Aber Coops erzählte von so unschönen Dingen, die Cloud sich nicht einmal richtig vorstellen konnte. Und dann weite er schon wieder. Cloud konnte ihn nicht weinen sehen! Denn dann käme er sich wie der letzte Arsch vor, wenn er sich weiter so abweisend verhielt. Beinahe hätte er ihm über den Kopf gestreichelt und ihm gesagt, dass jetzt nichts mehr passieren könne, aber er konnte sich gerade noch zusammenreißen. Seine Wut war noch nicht gänzlich verpufft, hatte aber, zumindest für den Moment, einen ordentlichen Dämpfer bekommen. Er wischte die Tränen von Coops' Wangen, die der andere nicht mit seinem Ärmel erwischt hatte. 'Verflucht sollst du sein', dachte Cloud grimmig. Zu hören, dass Coops die Chance gehabt hätte irgendwen anzurufen, und es dann nicht getan hatte, machte ihn wütender als es eigentlich sollte. Immerhin wollte Coops nicht zurück zu seiner Familie. Auch wenn er nicht für ewig bei Cloud bleiben konnte, bevor er wieder bei seiner Familie landete, würde Cloud sein zeitliches Ultimatum überdenken. Aber jetzt war es noch nicht so weit und Cloud war absolut fest entschlossen Coops in ein paar Tagen, vielleicht in einer Woche erst, wieder hinauszukomplimentieren. Er würde ihn wirklich nicht länger in seiner Wohnung dulden. „Klar kannst du duschen“, antwortete er und schüttelte den Kopf. Wieso sollte Coops nicht duschen dürfen? „Was willst du überhaupt für eine Pizza?“ Über Essen und Duschen zu reden war sehr viel einfacher als über ihren inneren Zustand. RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 13.09.2025 „Aber es ist dir nicht egal“, schlussfolgerte Coops nach Clouds Erklärungen. Er kannte den Tänzer gut genug um das sofort zu wissen. Wäre das „Bäumchen wechsel dich“-Spiel zwischen Hank, Lucy und Hannah dem Schwarzhaarigen egal, er hätte schon längst aufgehört darüber zu reden. „Also was denkst du? Wie stehen die Chancen, dass Hannah und Lucy wieder zusammenkommen? Sie wären so ein hübsches Paar.“ Klar, Hank sah gut aus, das konnte niemand leugnen, auch wenn er nicht wirklich Coops Typ war. Aber Hannah und Lucy? Vor seinem geistigen Augen sahen die Mädchen einfach wundervoll zusammen aus. In Clouds Armen zu liegen hatte ihn auf eine innere Achterbahnfahrt verfrachtet. Seine Berührungen jagten so viele Blitze durch seinen Körper, dass er regelrecht Schmerzen spürte und zeitgleich sehnte er sich nach weiteren Berührungen. Sehnte sich danach, dass Clouds Finger sich irgendwann wieder nur noch gut anfühlen würden und zeitgleich hatte er Angst, dass die letzten anderthalb Jahre seine Gehirnchemie so sehr durcheinandergebracht hatte, dass er nie wieder an diesen Punkt kommen würde. Ein Gedanke der ihm fast die Luft zum Atmen nahm. Tatsächlich schnappte er kurz nach Luft, spürte selber, wie seine Atmung schneller wurde, etwas panischer. Die ganze Zeit im Camp war der Gedanke an Cloud sein Anker gewesen. Er hatte ihm geholfen zu überleben und er hatte immer gewusst, dass sie eine Zukunft hatten, wenn er es nur irgendwie aus dem Camp schaffen würde. Aber wenn er nie an den Punkt kommen würde, dass es sich wieder gut anfühlte vom Anderen berührt zu werden, wie sollten sie dann eine Zukunft haben? Und noch während er das dachte, schraubte er seine Ansprüche runter. Es musste sich nicht gut anfühlen. Es reichte schon, wenn es nicht mehr weh tat. Wenn es neutral wurde. Die Stimmen in seinem Kopf, die ihm gerade Beleidigungen entgegenschrien mussten nicht verschwinden. Sie mussten nur so leise werden, dass er sie besser überhören konnte. Ja, gute Frage. Was wollte er für eine Pizza? Er hatte so lange keine Entscheidungen mehr für sich treffen können, dass ihn solche Fragen überforderten. „Weiß nicht. Hauptsache es ist Käse drauf. Einfach... Käse vielleicht. Sonst nichts.“ Er würde Mais drauf mögen oder Hühnchenstreifen. Oder Paprika und Broccoli. Aber irgendwie auch Ananas (ja, er war so ein Mensch), aber das würde alles kosten und da er nicht jeden Belag der Welt wählen konnte entschied er sich einfach für das Billigste: Tomatensauce, Käse. Er hatte so lange keine Pizza mehr gehabt, dass das schon reichen würde für eine Geschmacksexplosion in seinem Mund. Er löste den Körperkontakt zwischen ihnen. „Ich... uhm.. geh dann mal duschen.“ Er fühlte sich so verdammt unsicher. Er hatte das Gefühl, jedes seiner Worte war falsch und jede Bewegung fühlte sich falsch an. Als wäre er nicht Herr über seinen eigenen Körper. Trotzdem trug jener Körper ihn zu seiner Tasche im Flur, wo er auf die Knie ging, frische Klamotten rausholte, Handtücher und einen Kulturbeutel. Wenig später verschwand er im Bad. Die Tür wurde nur zugedrückt. Er war es so sehr gewohnt nicht abschließen zu dürfen, dass er gerade gar nicht auf die Idee kam. Wenig später war im Wohnzimmer das prasselnde Geräusch der Dusche zu hören. Dass der Jugendliche sich in der Dusche erst mal entkräftet auf den Boden sinken ließ und einfach nur zitternd an die gegenüberliegende Glaswand sah. Er brauchte ein paar Momente um aufzustehen und sich dann zu waschen. Zweimal – ohne zu wissen, was genau er gerade von sich spülen wollte. Den Horror der letzten Monate? Die unsichtbaren Spuren, die Clouds Berührungen auf seiner Haut hinterlassen hatten? Wahrscheinlich beides, auch wenn er sich für diese Erkenntnis schämte. Nach ungefähr fünfzehn Minuten stieg er schließlich aus der Dusche, trocknete sich ab, rasierte sich am Waschbecken und blickte hinterher in den Spiegel, nur um dann u schlucken. Er sah so verdammt miserabel aus. Zu dünn, zu müde und erschöpft. Er wandte den Blick ab, ertrug es nicht, sich gerade länger im Spiegel anzusehen. Nachdem er noch hinter sich sauber gemacht hatte, schlüpfte er in die frischen Klamotten und stand kurz darauf etwas unbeholfen im Wohnzimmer. Wollte Cloud, dass er sich wieder zu ihm setzte? Oder wollte er Abstand haben? Er brauchte etwas um sich schließlich wieder aufs Sofa zu setzen. „Du hast ne schöne Wohnung“, sagte er schließlich nach einer Weile um irgendwie das Schweigen zu durchbrechen. Verdammt, er wusste einfach nicht, was er gerade sagen sollte. Er fühlte sich so fremd und deplatziert. In der Wohnung, aber vor allem in seinem eigenen Leben. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 13.09.2025 Richtig, es war ihm nicht egal. Weil tratschen Spaß machte. Weil sie das früher gern gemacht hatten und Cloud automatisch in alte Muster zurückgefallen war. Sein Gesicht verfinsterte sich ein wenig, als es ihm bewusst wurde. Aber es juckte ihm regelrecht in den Fingern sich weiter über das Thema auszulassen. Außerdem stellte Coops noch eine Folgefrage, die musste er ja schließlich beantworten, weil es sonst echt unhöflich gewesen wäre. „Keine Ahnung. Wenn du mich fragst, da wird bestimmt nochmal irgendwas laufen. Aber dass sie wieder zusammen kommen?“ Er zuckte mit den Schultern. „Dafür ist zu viel Drama im Spiel.“ Cloud glaubte nicht, dass die beiden wirklich glücklich miteinander werden würden. „Wenn Lucy Hannah einmal sitzen lässt, dann macht sie's bestimmt nochmal.“ Er wollte Coops gerade nach seiner Einschätzung der Lage fragen, aber er hatte sehr viel verpasst. Er konnte nichts dazu sagen, weil er die ganzen Details nicht kannte. Cloud fand das nicht gut. Früher hatte Coops keine Angst vor einer Berührung gehabt. Wenn Cloud gewusst hätte, was dem anderen so alles durch den Kopf ging, dann hätte er ihn vielleicht doch auf der Stelle hinausgeworfen, weil er keine Nerv auf das ganze Theater hätte. Weil er denken würde, dass es zu viel Arbeit sei. Cloud wollte nicht für Coops' Gemütszustand und Psyche verantwortlich sein müssen, das war nicht mehr sein Job. Früher? Ja, bestimmt, wenn sie zusammen geblieben wären. Aber jetzt? Eigentlich könnte Coops ihm gepflegt am Arsch vorbei gehen. Tat er aber irgendwie nicht, und das empfand Cloud als reichlich nervig. Er überlegte sich, ob er Coops nicht doch lieber loslassen sollte. Oder wäre er dann beleidigt? Seine Frage musste allerdings nicht beantwortet werden, denn Coops entschied für ihn, als er aufstand, Zeug aus seiner Tasche holte und anschließend im Bad verschwand. „Ich bestelle dann“, rief Cloud ihm so halblaut hinterher, ein bisschen verdutzt darüber, dass er einfach so sitzen gelassen wurde. Das passierte jetzt auch nicht wirklich oft. Im Bad hörte er das Wasser prasseln. Cloud fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte frustriert. Ein Blick auf sein Handy zeigte ihm, dass es im Gruppenchat doch plötzlich heiß her ging angesichts von Coops' plötzlicher Rückkehr. Cloud hatte gerade nicht den Nerv alles zu lesen, schrieb eine kurze Nachricht zur aktuellen Lage und bestellte dann bei seiner Lieblingspizzeria. Nur Käse wollte Coops haben, klar. Würde er nicht bekommen. Cloud wusste noch, was der andere gerne auf seiner Pizza mochte. Als Coops später frisch geduscht und umgezogen im Wohnzimmer erschien lümmelte Cloud auf dem Sofa herum und scrollte sich durch TikTok. Er sah nicht so aus, als hätte er ungeduldig darauf gewartet, dass der andere wieder zu ihm stieß. Auch Cloud hatte das Outfit gewechselt, da er ja nun für niemanden mehr großartig aussehen musste. Weg mit den engen schwarzen Sachen, hallo Jogginghose und gemütlicher Pulli. Den hatte Clover ihm gestrickt und zu Weihnachten geschenkt. Alle Kinder hatten dieses Jahr Pullover von ihr bekommen. Cloud sah von seinem Handy auf. „Danke. Ich mag's auch.“ Seine Wohnung war ein starker Kontrast zu dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Es sah auch ganz anders aus als in seinem Kinderzimmer. Viel weniger bunt. Aber er mochte es so. „Ich hab die Pizza bestellt. Sollte demnächst kommen. Willst du eigentlich da stehen bleiben?“ Coops konnte sich ruhig setzen. Magischerweise war eine Kuscheldecke auf dem Sofa aufgetaucht, ordentlich zusammengefaltet. Cloud wies nicht darauf hin, sondern starrte Coops nur an. RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 13.09.2025 „Weiß nicht, gibt ja Leute, die stehen auf Drama...“ Allerdings hatte er Hannah als eine bodenständige Frau in Erinnerung und viel Drama passte nicht zu ihr. Das hob sie sich lieber für ihre Darbietungen beim Tanzen auf. Viel mehr fiel ihm zu diesem Thema allerdings auch nicht ein. Dafür war er einfach zu lange fort gewesen. Er selber hatte immer auf Drama gestanden, nur nicht in seinem Leben. Als Beobachter den Dramen anderer Menschen zuzusehen, war immer spannend gewesen. Nicht selten hatten er und Cloud Stunden lang wach gelegen und über die Lebenskrisen ihrer Freunde, Bekannten oder notfalls auch irgendwelcher Promis gequatscht. Das Drama in seinem eigenen Leben hatte er dann als weitaus weniger amüsant empfunden. Etwas später war er dann regelrecht unter die Dusche geflüchtet, nur um dann etwas später wie bestellt und nicht abgeholt wieder im Wohnzimmer zu stehen. Cloud hatte sich umgezogen, das fiel ihm sofort aus. Vorher hatte er einfach offensiv sexy ausgesehen, jetzt sah er mehr so aus wie Zuhause. Gemütlich und warm, dabei aber natürlich trotzdem noch über alle Maße attraktiv. Er schluckte kurz, als er realisierte, was er da gerade gedacht hatte. Ein leichter Rotschimmer schlich sich auf die fahle Haut seiner Wangen, während sich in seinem Magen alles zusammenzog. Und während ein Teil in ihm dachte, dass er solche Dinge nicht empfinden sollte - nicht für Cloud, nicht für einen anderen Mann -, war ein weitaus größerer Teil froh, dass er so fühlen konnte. Dass er nicht verlernt hatte, Cloud attraktiv zu finden. „Nein, will ich nicht“, antwortete er dann leise und etwas getroffen. Wie ein Kind, das Ärger bekommen hatte. Oder ein gescholtener Hund. Sein Herz raste, als er die paar Meter zum Sofa überbrückte und sich wieder hinsetzte. Die Decke fiel ihm auf, er ignorierte sie aber. Und das, obwohl ihm durchaus kalt war. Aber er würde erst warten, bis er sich ganz sicher war, dass Cloud die Decke nicht für sich selber geholt hatte. Er wollte ihm nicht noch mehr zur Last fallen, nicht in unnötig viele Fettnäpfchen treten. Eigentlich wäre er gerade am liebsten unsichtbar. Unspürbar. Dann könnte er in aller Ruhe lernen, wieder normal zu sein. Cloud wieder ertragen zu können. Ohne dass der mitbekam, wie kaputt er seinen Freund, Ex-Freund, zurückbekommen hatte. Ex-Freund. Coops wollte so nicht von ihnen denken. In seinem Kopf hatten sie nie Schluss gemacht. Da waren sie zusammengeblieben. Sein Kopf und Clouds Kopf hatten sich offensichtlich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Er schluckte, während er nervös mit seinen Fingern spielte. „Ich kann morgen verschwinden, wenn du willst.“ Er wünschte sich so sehr, dass Cloud nicht wollte. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 13.09.2025 Für einen Augenblick schauten sie sich beide an, eventuell ein bisschen zu lange um noch eine normale Schweigepause zu sein. Nach der Dusche sah Coops eindeutig besser aus, aber immer noch so verloren. Clouds Pullover hatte extra lange Ärmel, die über seine Hände gerutscht waren, nur die Fingerspitzen schauten noch hervor. Kurz dachte er, dass Coops ach so einen Pulli brauchte, aber dann fiel ihm wieder ein, dass der andere seine Strickpulli-von Schwiegermutter-Rechte verloren hatte. Eine kleine Falte bildete sich auf Clouds Stirn. Wieso setzte er sich denn nicht endlich hin? Coops tat ja beinahe so als würde er sich verbrennen, wenn er Platz nehmen würde. Irgendwie machte es Cloud nervös, wenn er einfach so da stehen bleiben und ihn anstarren würde. Gott sei Dank überlegte Coops es sich aber doch noch anders und setzte sich endlich, in sicherem Abstand zu Cloud. Morgen wieder verschwinden, das klang gut, war sicherlich besser für Clouds Psyche. Wer wollte schon, dass sich der Ex wieder bei einem einnistete? „Ist gut“, meinte er. „Und zu wem gehst du dann?“ War ihm ja schon klar, dass Coops sich nicht alleine etwas suchte, wobei ein Hotelzimmer immer noch eine Lösung wäre. Von Coops' veränderten finanziellen Verhältnissen hatte Cloud noch überhaupt keine Ahnung, aber eigentlich sollte das auch gar nichts ändern, zumindest in der Theorie. Die Praxis würde ganz anders aussehen, wie sie beide noch feststellen würden. Mit einem Kopfnicken deutete Cloud auf den Couchtisch. „Da ist die Fernbedienung, wenn du was gucken willst.“ Wenn der Fernseher lief musste man sich nicht zwangsläufig unterhalten. Jetzt gerade empfand Cloud die zwischen ihnen herrschende Stille als unglaublich erstickend. Er hätte so einfach ein Gespräch mit Coops führen können, wusste aber einfach nicht worüber. Blieb ihm wohl nichts anders übrig als ihn weiterhin anzuschauen und darauf zu warten, dass der andere irgend etwas tat. RE: So many stories of where I've been - Cooper Bennett - 13.09.2025 Ja, zu wem ging er dann? Er zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, sagte er dann schließlich. In seinem Kopf hatte es die Möglichkeit, dass Cloud nicht auf ihn wartete, nicht gegeben. Zu wissen, dass er nur lang genug durchhalten musste um dann wieder mit ihm vereint zu sein, hatte ihn gerettet. Hatte ihm Hoffnung geschenkt an Orten, in denen Hoffnung eigentlich keine Lebensgrundlage hatte. „Irgendwas find ich schon.“ Irgendwas war in seinem Kopf eine Brücke, aber es gab Dinge, die man Cloud nicht unter die Nase reiben musste. Es war offensichtlich, dass er ihn nicht bei sich haben wollte. Eigentlich wusste Coops noch nicht mal, warum er überhaupt noch eine Nacht bleiben sollte. Was sollte sich binnen weniger Stunden bitte ändern? Er folgte dem Blick zu der Fernbedienung und griff schließlich nach selbiger, obwohl er eigentlich gar nichts gucken wollte. Den Wink mit dem Zaunpfahl hatte er allerdings verstanden und so schaltete er schließlich die Flimmerkiste an und zappte durch, bis er einen Musiksender fand. Dann landete die Fernbedienung wieder auf dem Tisch und sie konnten sich weiter anschweigen, jetzt halt mit musikalischer Untermalung. Die meisten Lieder kannte Coops nicht, Musik hatte es im Camp nicht gegeben. Es war einfach verrückt, wie viel er verpasst hatte. „Das mag ich. Kennt man den Typen gerade?“, fragte er dann, als gerade The Kid Laroi mit Without You lief. Der verzweifelte Versuch einer normalen Konversation. Er zog seine Beine noch etwas dichter an seinen Körper. Ihm war gerade kalt, trotz der Decke, die er sich mittlerweile genommen hatte. Wie konnte ihm eigentlich so warm und kalt zugleich sein? Und wieso hatte er teilweise das Gefühl gar nicht mehr in sich selber zu sein, sondern neben sich zu stehen? Kurz zuckte er etwas, als ihn eine Kälteschauer überrollte, griff fester in die Decke. „Ich kann auch gleich gehen. Ich mein... was ich morgen finden kann, finde ich bestimmt auch heute.“ Clouds abweisende Haltung tat weh, war kaum zu ertragen. Wieso war er hergekommen, ohne einmal seinen Kopf zu bemühen? Wie hatte er nur ernsthaft davon ausgehen können, dass Cloud auf ihn gewartet hatte? Seine Lippen pressten sich aufeinander, während er versuchte sich seine schiere Verzweiflung und Überforderung nicht anmerken zu lassen. Er war am Arsch. Ohne Cloud hatte er nichts. Keine Zukunft, keine Gegenwart und im Grunde auch keine Vergangenheit, wenn er doch alles verloren hatte, was ihm einst etwas bedeutet hatte. RE: So many stories of where I've been - Cloud Hazley - 13.09.2025 Er wusste es nicht, das war ja ganz großartig. Also hatte Coops keinen Plan B, was Cloud in eine Zwickmühle brachte. Er wollte so gerne ein Arschloch sein und Coops auf der Stelle rauswerfen, weil es doch mehr weh tat ihn hier zu haben, als er es zugeben wollte. Verflucht sollte er sein, und Clover gleich mit, dass sie ihn hergeschickt hatte! Vielleicht hätte Cloud es sich anders überlegt, wenn er gewusst hätte, dass die paar Nächte, die er dem anderen anbot, zu einer Dauersache werden würden, als er sagte: „Bleib halt hier.“ Er sah Coops dabei noch nicht mal richtig an. Cloud vergrub sich in seinem Handy, weil er sich nicht so richtig mit seinem ungebetenen Gast auseinandersetzen wollte. Deswegen war er auch froh, als der Fernseher plötzlich losplärrte, ungeachtet dessen was über den Bildschirm flimmerte. Musik füllte die schwere Stille zwischen ihnen. Ob man den kannte? Bei der Frage hob Cloud den Kopf und starrte Coops verwirrt an, als hätte er gefragt ob man Martin Luther King kennen würde. Nicht, dass man The Kid Laroi als so wichtig einstufen könnte, aber trotzdem! „Ja“, antwortete Cloud halb ungläubig. „Das Lied läuft überall rauf und runter.“ Es war ihm unbegreiflich wie das Lied an jemandem hatte vorbeigehen können. Endlich legte Cloud sein Handy beiseite, setzte sich in den Schneidersitz und beobachtete Coops nun etwas genauer, auch wenn er es eben noch vermieden hatte wie die Pest. Irgend etwas war mit dem anderen gewaltig schief gelaufen in der Zeit, in der er weg gewesen war. Ein Funken Mitgefühl regte sich in Cloud. „Du bleibst hier“, sagte er eine Spur zu harsch. Dabei wollte er Coops doch gar nicht hier haben, zumindest sagte er sich das. „Die Pizza ist noch nicht mal da. Ich hab extra für dich bestellt, du isst das gefälligst!“ Dann wurde er ruhiger, weil Coops so aussah als versuche er zu einem kleinen Häufchen zusammenzuschrumpfen. „Scheiße“, murmelte Cloud und verfluchte den anderen ein weiteres Mal. Wie sollte er denn mit sowas umgehen, wenn er selber nicht wusste was er denken sollte? Er hatte lange Zeit gedacht, dass es ihn erleichtern würde, wennCoops wieder da wäre. Und irgendwann hatte er angefangen zu glauben, dass er ihn mit einem kräftigen Arschtritt aus seinem Leben hinauskomplimentieren würde, sollte er es wagen wieder aufzutauchen. Ab einem gewissen Punkt hatte er nur noch Coops die Schuld geben können, denn was hatte Cloud in ihrer Beziehung falsch gemacht? Er hatte Coops so sehr geliebt und gedacht, dass sie ewig zusammen bleiben würden. Was hätte er denn denken sollen, als Coops von einem Tag auf den anderen wie vom Erdboden verschluckt war? „Willst du.... Noch eine Umarmung“, fragte er vorsichtig. |